Der
Maler Theodor von Deschwanden gehört heute zu den zu wenig beachteten
Künstlern, der zu Lebzeiten immer wieder aufhorchen liess und dessen
Arbeiten gerne von deutschen Königs- und Fürstenhäusern erstanden
wurden.
Sein Grossvater Joseph Remigi von Deschwanden als auch
sein Vater Louis Victor von Deschwanden schlugen eine militärische
Laufbahn ein. Später erhielt Louis Victor eine Ausbildung in
Kunstmalerei und Musik und gab nach seiner militärischen Laufbahn
Unterricht auf diesen Gebieten. Zu seinem Freundeskreis gehörte auch der Maler Ernst Stückelberger, der ein Porträt von Theodor von Deschwanden malte.
Im
Gegensatz zu seinem Vetter Paul Melchior von Deschwanden, der seine
Laufbahn akribisch führte, war Theodor von Deschwanden freier in seinem
künstlerischen Werdegang. Er skizzierte oft auf Papier und signierte
nur wenige seine Arbeiten. Seinem Charakter entsprechend war er
zurückhaltend und spielte sich nicht gerne in den Vordergrund. Die
Malerei gab ihm alle Freude, die er benötigte.
Theodor von
Deschwanden wurde am 20. Februar 1826 geboren. Er war der jüngste von
insgesamt vier Kindern. Sein Bruder Josef Wolfgang von Deschwanden
(1819-1866) wurde Professor für Mathematik, sein Bruder Carl Albert von
Deschwanden (1823-1889) wurde Historiker und Rechtsanwalt. Seine
Schwester Anna Emilie von Deschwanden (1820-1866) heiratete 1848 Dr.
Med. Melchior Zürcher.
Schon in jungen Jahren zeigte er grosses
Talent beim Zeichnen, doch auch im Bereich Musik war er äusserst begabt
und er spielte Klavier, Violine und Gitarre. Da
sich sein grosser Bruder Josef ebenfalls für Kunst interessierte,
brachte er Theodor als Jugendlicher die Perspektive bei. Von seinem
Onkel Dr. Konstantin von Deschwanden erhielt er Unterricht in Anatomie.
Später sollte Theodor seinen Bruder Josef in dessen Malerei-Ambitionen
unterstützen. Bereits 1840 war Theodor von Deschwandens Talent so
weit fortgeschritten, dass er bei seinem Vetter, dem Maler Paul
Melchior von Deschwanden Unterricht bekam und dort vier Jahre lang eine
intensive Ausbildung genoss.
1844 ging er nach Zürich, wo sein
Bruder Josef lebte. Durch dessen Beziehungen lernte Theodor dort
Künstler wie Rudolf Koller und Robert Zünd.
Im folgenden Jahr
besuchte er die Akademie in München, doch der Aufenthalt verkürzte sich
durch seine angeschlagene Gesundheit. Krankheit sollte ihn zeitlebens
begleiten und lastete wie ein Fluch auf der Familie der Deschwandens.
Zurück
in der Schweiz konnte er im Atelier von Paul Melchior von Deschwanden
eigene Arbeiten ausführen, unter anderem war er jeweils mit zwei Werken
an der schweizerischen Ausstellung der Jahre 1846 und 1848 beteiligt.
Bereits hier kam die Vielseitigkeit seines Schaffens zum Ausdruck. Zum
einen malte er die Magdalena – einem religiösen Motiv, beeinflusst von
seinem Lehre Paul Melchior von Deschwanden – zum anderen Struthan
Winkelried – ein Blick auf die Historienmalerei. In diesen Jahren
fertigte er auch zahlreiche Blumenbilder.
1849 begab sich
Theodor von Deschwanden nach Paris, wo er sich jedoch aufgrund seiner
mangelnden Französisch-Kenntnisse nicht lange wohlfühlte. So kehrte er
mit drei gefüllten Skizzenbüchern in die Schweiz zurück. Gerne zeichnete er als Skizzen und Vorstudien Kindergruppen oder Mütter in Beisammensein mit dem eigenen Kinde.
Weitere
bezeichnete Arbeiten dieser Jahre sind „Christus und Johannes unter dem
Palmenblatt“ - ein Motiv, das er gleich dreimal für verschiedene
Fürstenhäuser malen musste – und „Von der Wiege bis zum Grabe“.
Anfangs
der 50er Jahre begab sich Theodor zusammen mit Josef und Paul Melchior
nach Antwerpen und Brüssel. Dort begeisterte er sich für die Arbeiten
von Rembrandt, Van Dyk und Rubens. Begleitet wurden sie vom Maler Ernst Stückelberger, der dort zu dieser Zeit studierte.
1853
begab er sich ein zweites Mal nach Paris, dieses Mal blieb er einige
Monate. Zunächst arbeitete er in Paris, schliesslich ging er nach
Versailles, wo er die Werke von Horace Vernet kopierte. In
Frankreich erfuhr er aus einem Brief, dass in Stans ein Denkmal für
Winkelried geplant sei und Theodor von Deschwanden erklärte sich
bereit, das Projekt mit Entwürfen zu unterstützen. So entstand im
gleichen Jahr die Ölskizze „Tod Winkelrieds“.
Ab 1854 arbeitete
er wieder in Stans in seinem nun eigenen Atelier und seine Arbeiten
profitierten von seinen Erfahrungen in Frankreich. Es enstanden Bilder
wie „Büssende Magdalena“, „Schutzengel“, das Altarbild „Heiliger
Lorenz“ für Rigi Kaltbad, „Das Kind Moses“, „Die Flucht nach Ägypten“
„Der gute Hirt“ und „Wohlstand und Not“ Zu seinen treusten
Gönnerinnen gehörte die Fürstin zu Salm auf Herrschberg am Bodensee und
diese besuchte Theodor von Deschwanden mehrere Male in Stans und nahm
dabei ihre Familie und Hofstaat mit. Weitere Gönnerinnen waren
Königin Pauline von Württemberg, deren Tochter Prinzessin Katharina,
die Gräfin von Beroldingen und die Fürstin Elisabeth von Fürstenberg.
Ab
1856 hatte Theodor von Deschwanden grosse gesundheitliche Probleme,
hatte grosse Schmerzen und war monatelang ans Bett gefesselt. Trotzdem
enstanden in dieser Zeit zwei weitere Auftragsarbeiten für die Fürstin
zu Salm - „Schwebendes Christuskind“ und „Die heilige Anna“.
Ende
1858 hatte er sich soweit erholt, dass er sich wieder auf Reisen begab.
Dieses Mal zog es ihn nach Oberitalien, wo er die grossen Künstler
Venedigs studierte. Zwei Monate später war er wieder in der Schweiz
und er malte unter dem Eindruck der Italienreise das Bild „Beim
Heiligen Constantius“ für die Kirche von Rorschach. Es folgten
Aufträge aus adeligen Häusern und für die Stadtkirche „Liebfrauen“ in
Ravensburg schuf er das Bild „Madonna mit Kind“.
1860 reiste
Theodor von Deschwanden nach Süddeutschland und er besuchte die Städte
Karlsruhe, Stuttgart, München und Oberammergau.
Ende 1860 zurück
in der Schweiz schuf er das Bild „Winkelrieds Abschied“, das als
Ehrengabe am Eidg. Schützenfest 1861 überreicht wurde. Sein letztes Historienbild entstand mit „Die Enkel Winkelrieds“.
Im
Frühling 1861 verschlechterte sich die bei ihm diagnostizierte
Brustkrankheit (heute Lungentuberkulose genannt). Der Arzt unterwies
ihn einer strengen Diät und wies an, dass das Zimmer im Winter eine
bestimmte Temperatur aufweisen müsse. Nur eine Woche später entschied
sich Theodor von Deschwanden, zur Kur nach Fideris zu gehen. Fast
zur gleichen Zeit unternimmt sein Bruder Josef eine Kur in Montreux, da
auch er unter der Brustkrankheit leidet und er überredet Theodor, sich
ebenfalls dort einzufinden.
Nach drei Wochen kehren die Brüder wieder nach Stans zurück. Doch
die Familienmitglieder sind ob des Erscheinungsbildes von Theodor
besorgt. Ausgemergelt und blass kehrt er nach Hause zurück. Trotz
seiner gesundheitlichen Probleme malt Theodor von Deschwanden weiter in
seinem Krankenzimmer, darunter ein Familienbildnis für Plazidus Meyer
von Schauensee, welches er am 15. Dezember 1861 fertigstellte. Nur
vier Tage später verstarb Theodor von Deschwanden im Alter von nur 35
Jahren. Seine Pläne, im Folgejahr nach Rom und Florenz zu reisen,
blieben daher unerfüllt.
Noch
im Juli 1861 wurde im Bundesrat darüber diskutiert, ob ein Bild von
Theodor von Deschwanden mit einem Motiv von Winkelried in die
Bundesratssammlung aufgenommen werden soll. Man entschied sich
letztendlich jedoch dagegen. Im Protokoll der 95. Sitzung vom 26. Juli 1861 wurde unter dem Punkt 2640 folgender Text festgehalten:
zu begeben beabsichtig: Es
ist dem gestellten Gesuch entsprochen worden. Offenes
Empfehlungsschreiben des Bundesrathes für Hrn. Weber. Indem das
Präsidium über den Stand der Unterhandlungen betreffend den Ankauf des
Deschwanderschen Bilder-Winkelried Auskunft gibt, bringt es ein
Schreiben des Malers Hrn. Theodor Deschwanden in Stanz vom 17 diess zur
Kenttniss, wornach derselbe geneigt wäre, dem Bundesrathe nicht bloss
eine Kopie, sondern ein zweites Original von seinem auf dem eidgenöss.
Kreisschiessen in Stanz als Schützengabe gelieferten Gemälde "Abschied
Winkelrieds von seiner Familie" anzufertigen und zwar um den Preis von
1'000 Fr. Es wird hievon Vormerkung genommen in dem Sinne, dass später
defintive in Sachen abgeschlossen werden soll.
Sein
letztes vollendetes Werk wurde „Maria Himmelfahrt“, welches er noch in
den letzten Stunden seines Lebens fertigstellte. Er war schon zu
schwach, die Farbpalette zu halten und so hielt seine Mutter diese, den
letzten Wunsch ihres Sohnes erfüllend. Unvollendet blieb hingegen das Bild „Der gute Hirte“.
Nur
etwas mehr als neun Monate später verstarb auch seine Schwester Anna
von Deschwanden im Alter von 41 Jahren an Tuberkulose. Sein Bruder
Josef Wolfgang von Deschwanden verstarb vier Jahre später im Alter von
46 Jahren. Während Carl Albert von Deschwanden von der Tuberkulose
verschont blieb, verstarben seine drei Kinder ebenfalls an Tuberkulose.
Sein Sohn Albert wurde 27 Jahre alt, seine Tochter Ida 25 Jahre und
seine Tochter Louise 31 Jahre.
Motive
von Theodor von Deschwanden wurden mehrmals als Vorlage für die
Herstellung von Medaillen für Schützenfeste verwendet - erstmals 1895.
Nidwaldner Zum 50jährigen Jubiläum der Schützengesellschaft Buochs Ennetbürgen von 1895 | Nidwaldner Kantonales Schützenfest in Stans von 1907 | Nidwaldner Kantonales Schützenfest in Buochs von 1913 | Nidwaldner Kantonale Meisterschaft von 1921 |
1907
wurde für das Schützenfest in Stans eine Medaille herausgegeben, die
auf der einen Seite einen Knaben mit Armbrust zeigt, welches auf einem
Gemälde von Theodor von Deschwanden basiert.
Da Theodor von
Deschwanden viele seiner Zeichnungen nicht signierte, ist der Umfang
seines Werkes nur schwer abzuschätzen. Im untenstehenden
Werkverzeichnis sind daher nur jene Arbeiten gelistet (452 Werke), die
eindeutig Theodor von Deschwanden zugewiesen werden konnten. Es dürften
aber noch weit mehr Arbeiten von ihm existieren. Im Werkverzeichnis ist
nicht nur jeweils der Titel seiner Arbeiten aufgeführt sondern auch
die damaligen Besitzer im Jahre 1951.
Die Biographie
basiert auf dem Artikel von Grete Hess, erschienen 1951 in "Beiträge
zur Geschichte Nidwaldens - Heft 23/24". |