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Der Illustrator und Maler Heinrich Kley studierte
von 1880 bis 1885 an der Kunstschule in Karlsruhe. In den ersten Jahren arbeitete er als Maler, doch die Anzahl an Aufträgen blieben übersichtlich. Einen ersten Erfolg verzeichnete er mit den zahlreich erschienen Postkartenmotiven, die er ab 1897 im Auftrag der Hofkunsthandlung Velten schuf. Diese Arbeiten fanden auch bei den Verantwortlichen bei den Krupp Werken Beachtung und führten ab 1901 zu zahlreichen Aufträgen für diese Firma. Die Ausfertigungen begeisterten nicht nur die Verantwortlichen bei Krupp sondern auch zahlreiche weitere Unternehmer und schon bald erhielt Heinrich Kley Aufträge von anderen Firmen, die ihn als Industriemaler etablierten. Zu seinen Auftraggebern gehörten unter anderem „MAN“, „Voith“ und „Grün & Bilfinger“. Zu den Werkstätten von Krupp realisierte Heinrich Kley in den 10er Jahren auch Gemälde, in denen sich nebst den Mitarbeitern auch zahlreiche teuflische Figuren in den von Hitze durchwirkten Werkhallen tummelten. Berühmt wurde Heinrich Kley jedoch mit seinen Humorzeichnungen und satirischen Arbeiten für die populären Publikationen „Simplicissimus“ und „Jugend“, wo er für Letztere bereits ab Ende des 19. Jahrhunderts erste Arbeiten beisteuerte und ab 1910 zu einem regelmässigen Illustrator avancierte. Seine Zeichnungen setzten sich oftmals mit Thematiken wie die Beziehung zwischen Mann und Frau, die aufkommende Technik und die Gesellschaft auseinander. Seine Virtuosität mit dem Zeichenstift zeigte sich wohl am deutlichsten in seinen Bildern von Tieren, die sich Tätigkeiten der Menschen hingeben. Köstlich sind seine Bilder zu Elefanten, Nilpferden und Krokodilen, die sich auf Schlittschuhen bewegen, Ski laufen, tanzen, einen Arztbesuch tätigen oder im Schönheitssalon sitzen und dabei teilweise auch mit Menschen interagieren. Gerade in diesen Arbeiten zeigte Heinrich Kley seine Meisterschaft, Bewegungsabläufe in einem einzigen Bild darzustellen und den Betrachter das Gefühl zu geben, die ganze Bewegung wahrzunehmen. Mitarbeiter von Walt Disney wurden auf diese Zeichnungen aufmerksam und Walt Disney liess sich von diesen Arbeiten für seine nächsten Zeichentrickfilme inspirieren. Den Geist der Arbeiten von Heinrich Kley lassen sich in den Filmen „Fantasia“ (40) und „Dumbo“ (41) zu erkennen. Walt Disney erzählte 1964 in einem Interview: „Without the wonderful drawings of Heinrich Kley I could not conduct my artschool classes for my animators.“ Als Buchillustrator illustrierte Heinrich Kley „Aus den Kriegsjahren 1806-1813“, „Der Springbrunnen“ von Elli Ebel-Marbach, „Helden-Sagen“ von Eugen Weimann, „Hetaeren-Briefe“ von Hans W. Fischer, „Lucian, Lucius oder der Esel“, „Swiss Family Robinson“ (1899), „Der Riese Mum“ (10) von Eberhard Buchner, „Vergils Aeneis“ (10), „Der Herr der Luft“ (14) von Leonhard Adelt, „Die Reiseschatten“ (21) von Justinus Kerner, „Die letzte Macht“ (21) von Paul Georg Ehrhardt, „Reineke Fuchs“ (30) von Wilhelm Fronemann, „Im australischen Busch“, „Streifzüge eines Kreuzvergnügten“ von Karlchen, „Festzug – Jubiläum der Universität Heidelberg“ - eine seine ersten Arbeiten aus dem Jahr 1886, zudem erschienen auch Bücher, die seine Arbeiten präsentierten wie „Skizzenbuch“ (09), „Skizzenbuch II“ (10), „Leut' und Viecher“ (12) und „Sammelalbum“ (23). 1922 verstarb seine erste Ehefrau Theophanie Kley im Alter von 61 Jahren, ein Schicksalsschlag, den Heinrich Kley zu schaffen machte und er zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Die damals herrschende Inflation vernichtete jedoch seine Geldmittel und so arbeitete er ab Mitte der 20er Jahre wieder als Illustrator. Aufschwung erhielt er mit der Heirat seiner zweiten Frau Emily, die ihn in seinen Aktivitäten tatkräftig unterstützte. Wenige Wochen, bevor die Nationalsozialisten an die Macht kamen, erschien im „Simplicissimus“ eine kritische Karikatur zu den Nationalsozialisten. Als die Machtergreifung Tatsache wurde, beendete Heinrich Kley seine Tätigkeiten für alle Zeitschriften, da er die neuen Anforderungen nicht akzeptieren wollte und um allfälligen Repressalien zu entgehen. Die Möglichkeiten, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, verschlechterten sich zunehmends. Ab 1935 war es für alle Künstler obligatorisch, sich der Reichskammer der bildenden Künste anzuschliessen, Heinrich Kley fügte sich dieser Regelung jedoch erst 1938. Damit machte sich Heinrich Kley verdächtig und führte zum Argwohn der Verantwortlichen. Schliesslich wurde sein Buch „Sammelalbum“ von 1923 als schädliches Schrifttum eingestuft. Heinrich Kley schloss daraufhin das Kapitel „Illustration“ vorläufig ab und er konzentrierte sich in seinen letzten Lebensjahren auf die Malerei. Erst ab 1941 erschienen nochmals einige Beiträge von ihm im "Simplicissimus". Das Ende des 2. Weltkrieges erlebte Heinrich Kley nicht mehr. Er verstarb am 8. Februar 1945 im Alter von 81 Jahren. Interessanterweise wird den Arbeiten von Heinrich Kley heute in den USA mehr Beachtung geschenkt als in Deutschland, wie auch einige Youtube-Videos zeigen, darunter eine künstlerische Analyse von Marshall Vandruff und die Präsentation eines Original-Skizzenheftes, das in den USA aufgetaucht ist. Die oben links abgebildete Original-Zeichnung wurde im Buch "Skizzenbuch II" von 1910 auf Seite 84 publiziert mit dem Titel "Der Handstand". Für die Exlibris Dr. O. Welter realisierte Heinrich Kley ein ähnliches Motiv - siehe Zeichnung oben rechts. Eine umfangreiche Bildergalerie zu den Zeichnungen von Heinrich Kley findet man unter Heinrich Kley I und Heinrich Kley II. |
Galerie der Arbeiten von Heinrich Kley |
Zeitschrift "Jugend" | ||||
1897 |
1910 |
1910 |
1910 |
1910 inkl. Original-Zeichnung |
1911 |
1911 |
1912 |
1912 |
1912 |
1914 |
1915 |
1916 |
1925 |
1932 |
Zeitschrift "Simplicissimus" | ||||
1908 | 1908 | 1908 | 1909 inkl. Original-Zeichnung | 1909 |
1910 | 1911 | 1912 | 1913 | 1918 inkl. Original-Zeichnung |
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