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HARRY ARIAS FROBOESS
Der Stuntman der ersten Stunde

Signiertes Foto von Harry Arias Froboess
(Oben: Der erste Weltrekordsprung von Harry Arias Froboess im Jahre 1918 - von einer 75 m hohen Brücke)
(Unten links: Der weltberühmte Brückensturz von 60 m Höhe aus dem Film "Harry Hills Jagd auf den Tod". Pferd und Reiter blieben unverletzt.)
(Unten rechts: Vom fahrenden Zug auf ein Flugzeug, vom Flugzeug in den Fesselballon - aus dem Film "Harry Hill - der Herr der Welt" (1923)


Der Sprung von der Brücke mit PferdDer Stunt vom Flugzeug in den HeissluftballonEiner der Pioniere der Stunts war der deutsche Harry Arias Froboess, der schon in der Stummfilmzeit viele Stars doubelte. Durch seine erbliche Vorbelastung - seine Mutter erzog ihn zum "springenden Fisch", sein Vater zog eine turnerische Erziehung vor - war der 1899 in Bern (oder Dresden - hier gibt es verschiedene Quellen) geborene Harry Arias Froboess prädestiniert für dieses neue Genre. Er sprang schon früh von immer höheren Brücken und Türmen ins Wasser, dies gipfelte schliesslich im Sprung aus einem Zeppelin in 110m Höhe in den Bodensee. Dieser Sprung ist auch heute noch unübertroffen und wird im Guiness-Buch der Rekorde geführt. Allerdings wird vermutet, dass dieser Sprung in Realität gar nie stattgefunden hat und es sich um einen geschickten PR-Gag handeln soll.
Selbst an seinem 70. Geburtstag liess er es sich nicht nehmen, aus einem Helikopter 40m tief in den Zürichsee zu springen.

In der Anfangszeit des Films wurde jeder als Sensationsdarsteller angenommen, überleben war jedoch Privatsache, und mancher zahlte seinen Leichtsinn mit dem Leben. Diesem Schicksal wich Froboess schon früh aus, indem er alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen durchspielte und die eventuellen Gefahren abzuschätzen versuchte. Der grosse Druchbruch im Film schaffte er in den Harry-Hill-Filmen. Dort kletterte er von einem rasenden Zug in ein Flugzeug und anschliessend hangelte er sich von dort aus in einen Fesselballon.
Als er einen Brückensturz mitsamt seinem Pferd von einer 60m hohen Brücke vollbrachte, ging dieser Stunt als "die grösste Filmsensation der Welt" um den Globus. Auch heute noch gilt er als gewagtester Brückensturz. Diese Szene kommt übrigens im Film "Harry Hills Jagd auf denTod" (1924) vor.
Diese Schlagzeilen öffneten ihm die Tore nach Hollywood.
Alsbald vertrat er dort die grössten Stars in ihren gefährlichsten Situationen. Für Stan Laurel hängte er sich in schwindelerregender Höhe an die Wäscheleine, für Harold Lloyd turnte er auf der Fahnenstange eines Hochhauses herum, für Buster Keaton sprang er von Fassade zu Fassade. Als gewiefter Entertainer sind jedoch vereinzelte Angaben von Harry Froboess mit Vorsicht zu geniessen, Ausschmückungen der Realität gehörten zu seinem Leben. Jeder einzelne Stunt lässt sich heute nicht mehr nachweisen.

Er setzte in seiner langen Karriere für Marilyn Monroe und Robert Mitchum (River with No Return), Bette Davis (The Bride came COD), Marlene Dietrich (Destry Rides Again), Greta Garbo (Queen Christina), Burt Lancaster (40 Wagen westwärts), Richard Widmark (Alamo), Errol Flynn (in den Piratenfilmen) und Humphrey Bogart sein Können ein. 

Sprung aus dem FensterInsgesamt wirkte Froboess in über 400 Filmen mit - es gibt kaum ein Tag, an dem nicht ein Film läuft, in dem er mitwirkte. 

Als er sich später - als er längst im Ruhestand war - wieder Szenen wie aus "Western von gestern" ansah,  wo er als Zorro mit dem Pferd über die Schlucht hinweg sprang, schauderte es ihn schon mal.

"Da ich von Kind auf trainiert hatte, war das gar nicht so gefährlich - ich kannte immer genau das Risiko, doch setzte dies Training und eine ungeheure Körperbeherrschung voraus. Wenn man einen Stunt vorbereitet, hat man kaum Gelegenheit, an Angst zu denken, alle Energie geht in die präzise Vorbereitung - und vor der Ausführung hat man keine Zeit dazu, das würde nur von der notwendigen Konzentration ablenken. Präzision und Vorsicht sind die wichtigsten Eigenschaften eines Stuntman".

1985 starb Harry Arias Froboess im Alter von 86 Jahren. Als Stuntman blieb er im Film ein Namenloser, doch in der Geschichte des Films und vor allem der Stunts hat er sich einen festen Platz erarbeitet.