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Louis Haefliger & Peter Surava
(1904-1993) & (1912-1995)
Zivilcourage im 2. Weltkrieg

Der Bankangestellte Louis Haefliger gehörte zu den wenigen Menschen in der Schweiz, die sich entgegen der aktuellen politischen Situation menschlich korrekt in einer schwierigen Situation verhielten. Zu dieser Gruppe von Menschen gehören u.a. auch Peter Surava und Paul Grüninger.

Louis Haefliger arbeitete nach einer kaufmännischen Ausbildung als Angestellter, ehe er für zwei Jahre nach Paris ging, wo er bis 1926 lebte.
Nach seiner Rückkehr übernahm er eine Anstellung bei der Bank Leu und heiratete 1930 ein erstes Mal.

Der grosse Schicksalstag in Louis Haefligers Leben folgte viele Jahre später 28. April 1945. Nachdem das IKRK vom SS-General Ernst Kaltenbrunner die Erlaubnis erhielt, die Konzentrationslager mit Hilfsgütern zu beliefern und eine Begleitperson aus den Reihen des IKRK bis zum Kriegsende im Lager belassen zu dürfen, suchte das IKRK Freiwillige.
Als Louis Haefliger davon erfuhr, nahm er unbezahlten Urlaub bei der Bank und meldete sich. Er wurde für den Hilfstransport ins KZ Mauthausen eingeteilt, wo er bei der Ankunft jedoch auf Widerstand des dort verantwortlichen SS-Standartenführer Franz Ziereis (dieser verstarb später am 25. Mai 1945, als er nach einem Fluchtversuch angeschossen wurde) stiess.

Er verwies diesen auf Kaltenbrunner und zog sich bis zur Klärung ins nahegelegene St. Georgen an der Gusen. Dort erfuhr er von den Bewohnern die tatsächlichen Ausmasse und Zustände in den beiden KZs Gusen und Mauthausen.

Als die Situation zwischen Ziereis und Kaltenbrunner geklärt war, kehrte Louis Haefliger zurück ins KZ Mauthausen, wo er mit dem dortigen SS-Obersturmführer Guido Reimer sprach. Dieser erzählte ihm von Himmlers Plänen, die Gefangenen der KZs in einem Stollensystem zusammenzutreiben und diesen zu sprengen.

Als für Louis Haefliger klar war, dass das Leben von mehreren tausend Gefangener auf dem Spiel stand, entschloss er sich, gegen die Auflagen des IKRK zu verstossen und die nicht mehr weit entfernten Alliierten in Kenntnis zu setzen.
Mit Hilfe Reimers strich er ein Militärfahrzeug weiss an und brachte eine Rotkreuz-Fahne an und machte sich auf die Suche. Schliesslich traf er auf eine Patrouille der Amerikaner und setzte sie über die drohende Katastrophe in Kenntnis.

Am 5. Mai kehrte Louis Haefliger mit zwei US-Panzerspähwagen ins KZ Mauthausen zurück und sicherte so eine friedliche Übernahme des Lagers.
Man schätzt, dass sich im Lager zu diesem Zeitpunkt weit über 40'000 Menschen aufgehalten hatten.

Obwohl Louis Haefliger mit seiner Tat unzähligen Menschen das Leben rettete, stiess er nicht auf Dankbarkeit sondern auf Bürokratie innerhalb des IKRK.
Da seine Handlung sich gegen den Neutralitätsstatus des IKRK richtete, wurde er vom IKRK verurteilt. Auch seine Stellung bei der Bank Leu verlor Louis Haefliger und eine Zukunft in der Schweiz schien nicht mehr möglich zu sein.

Er verliess 1946 die Schweiz und ging nach Österreich, wo er in Wien lebte und 1948 zum zweiten Mal heiratete. Dort konnte er wieder in seinem alten Beruf arbeiten und war bis 1973 bei der National Registrierkassen AG angestellt.

1993 heiratete Louis Haefliger ein drittes Mal und lebte in den letzten Jahren in der Gemeinde seiner Frau in Podbrezova/Slowakei, wo er auch verstarb.

Die Taten von Louis Haefliger blieben nach dem Krieg nicht unerwähnt und er wurde bei zahlreichen Gelegenheiten mit Preisen geehrt, u.a. in Österreich und Israel.
1950 wurde er erstmals durch den österreichischen Justizminister Otto Tschadek für den Friedensnobelpreis nominiert, 1988 folgte eine erneute Nominierung für diese Auszeichnung.

Erst 1990 wurde Louis Haefliger vom Präsidenten des IKRK – Cornelio Sommaruga – rehabilitiert und zwei Jahre später wurde über ihn der Dokumentarfilm „Der vergessene Retter: Die Befreiung des KZ's Mauthausen“ gedreht.

Heute gibt es eine „Louis-Häfliger-Gasse“ in Wien und einen „Louis-Häfliger-Park“ in Zürich.

Zur Geschichte der Befreiung des KZ Mauthausen gab es später verschiedene Versionen und Geschichten, eine ausführliche Arbeit darüber schrieb Johannes Starmühler in seiner Diplomarbeit „Louis Haefliger und die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen“ .

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Der Journalist Peter Surava wurde als Hans Werner Hirsch geboren.
Als er nach seiner Ausbildung und diversen Tätigkeiten zur Zeitung „Die Nation“ in Bern stiess, übernahm er eine wichtige Rolle, der Pressefreiheit Gehör zu verschaffen.
Als er 1940 zum Chefredaktor aufstieg, machte sich „Die Nation“ einen Namen als kritische Stimme innerhalb der Schweiz, die nicht nur schonungslos über die Ausrottung der Juden in Deutschland berichtete sondern auch die eigene Schweizer Regierung wegen ihrer Flüchtlingspolitik angriff.

Schliesslich ergriffen ihn die zermürbenden Mühlen seiner politischer Gegner und man schaffte es, Peter Surava als Journalist aufs Abstellgleis zu manövrieren. Aufgrund seines jüdisch klingenden Namens Hirsch verleumdete man ihn als Juden, dessen Antrieb nicht von Objektivität geprägt sein soll sondern der eigenen Sache diente. Er wurde kurzzeitig auch ins Gefängnis gesteckt.

Nach dem Krieg versteckte er sich hinter mehreren Pseudonymen wie Thomas Quinton, Ernst Steiger und James Walker und er verfasste verschiedene Schriften, die sich aber nicht mehr politischen Themen widmeten.

Als 1989 der Fichenskandal die Schweiz erschütterte und herauskam, dass der Schweizer Staat seit 1900 bei über 700'000 Einwohnern Überwachungsprotokolle erstellt hatte, war die Empörung im Land gross.
Auf Druck der Öffentlichkeit konnte jeder Bürger beantragen, seine Unterlagen einsehen zu dürfen, sofern welche existierten.
Auch Peter Surava forderte die Unterlagen ein und war erstaunt und wohl auch schockiert, wieviele falsche Informationen man über ihn zusammengetragen hatte. Aus der Fülle der Einträge schrieb er das Buch „Er nannte sich Surava“. Das Buch wurde ein grosser Erfolg und beleuchtete die Rolle der Schweiz während des 2. Weltkriegs in einem neuen Licht.

Als der Regisseur Erich Schmid 1995 die Dokumentation „Er nannte sich Surava“ drehte, avancierte diese zum einem grossen Erfolg und löste erneut Diskussionen aus.
Die Bundesrätin Ruth Dreifuss rehabilitierte ihn in einer Rede, kurze Zeit darauf verstarb Peter Surava im Alter von 83 Jahren.

Im Gegensatz zu Louis Haefliger und Peter Surava erlebte Paul Grüninger – der vor Ausbruch des 2. Weltkriegs trotz geschlossener Schweizer Grenzen mehrere Tausend jüdische Flüchtlinge rein liess - seine Rehabilitation nicht mehr zu Lebzeiten. Er verstarb 1972 im Alter von 80 Jahren verarmt in St. Gallen. Erst 23 Jahre nach seinem Tod wurde sein Name reingewaschen und vom Bezirksgerich St. Gallen freigesprochen.