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(1902 - 1944) Prinzessin zwischen den Fronten |
Mafalda von Hessen wurde als Mafalda Maria Elisabetta Anna Romana, Prinzessin von Savoyen geboren und war die Tochter des italienischen Königs Viktor Emanuel III und von Prinzessin Elena von Montenegro.
1925 heiratete sie Philipp von Hessen - ein Enkel von Königin Viktoria - und gebar ihm vier Kinder - Moritz (1926), Heinrich (1927-1999), Otto (1937-1998) und Elisabeth (1940). Die Heirat wurde von Mafaldas Mutter Elena eingefädelt.
Prinz Philipp kannte Hermann Göring bereits seit 1924 und beobachtete
den Aufstieg der Nationalsozialisten mit Wohlwollen.
1930 trat er der NSDAP und der SA bei, drei Jahre später übernahm
er auf Intervention von Hermann Göring den Posten des Oberpräsidenten
von Hessen-Nassau. Die Familie zog daraufhin nach Kassel um.
Als die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kamen, stellte sich Prinz Philipp in deren Dienste und Adolf Hitler machte sich aufgrund der familiären Verbindungen von Mafalda von Hessens Familie gerne und oft Gebrauch von dieser ehelichen Verbindung, obwohl Hitler immer Vorbehalte gegen das italienische Königshaus hegte, da diese in Europa viele Verbindungen zu anderen Königshäusern hatte und Hitler daher in seinem Handeln (noch) Rücksicht nehmen musste.
Mafaldas Ehemann gehörte daraufhin lange Zeit zum sogenannten inneren
Kreis Hitlers und stellte die Verbindung zwischen Deutschland und Italien
und zu König Viktor Emanuel III sowie Benito Mussolini dar. Das Paar
nahm dadurch eine Schlüsselrolle bei der Annäherung von Italien
und Deutschland ein.
Nach Aussagen von Mussollinis Vertrautem Filippo Anfuso war Philipp
von Hessen entscheidend daran beteiligt, dass sich Hitler und Mussolini
zusammen taten.
Mafalda von Hessen selbst indes machte kein Geheimnis daraus, dass sie Adolf Hitler nicht mochte und bestätigte Hitlers Argwohn gegen das italienische Königshaus. Diese Antipathie basierte auf Gegenseitigkeit.
Doch auch Mafalda von Hessen konnte sich nicht aus den politischen Wirren
völlig entziehen. Als Mussolini 1941 das Land Montenegro besetzte,
überredete Königin Elena ihn, ihren Neffen Michael Petrovic,
der zu diesem Zeitpunkt in Bad Homburg unter Hausarrest lebte, die Krone
von Montenegro zu überlassen.
So fiel Mafalda von Hessen die Aufgabe zu, Michael zur Übernahme
der Krone zu überreden, jedoch erfolglos.
Der Gestapo blieb dieses Unternehmen nicht verborgen und sie geriet
in den Fokus der Gestapo - jedoch noch ohne weitere Folgen.
Als 1943 Mussolini vom faschistischen Grossrat in Rom abgesetzt wurde
und König Viktor Emanuel III diesen verhaften liess, tobte Hitler
in Deutschland. Umso mehr, als der Nachfolger mit Marschall Pietro Badoglio
gefunden wurde, der sich öffentlich für eine Beendigung des Krieges
aussprach. Er sprach gegenüber den Alliierten einen Waffenstillstand
aus.
In dieser hitzigen Phase geriet auch Philipp von Hessen ins Visier
von Adolf Hitler, da dieser sich von ihm übergangen fühlte, was
die Vorgänge in Italien betrafen.
Hitler reagierte prompt und kündigte Konsequenzen gegen das italienische
Königshaus an.
Im August befahl Hitler die Befreiung Mussolinis und die Verhaftung
aller involvierter Personen bei dessen Absetzung inklusive des italienischen
Königshauses. Sein Hauptaugenmerk lag auf Umberto, dem Kronprinzen
und grössten Widersachers Hitlers.
König Viktor Emanuel III und Pietro Badoglio flohen in den bereits von den Amerikanern besetzten Teil Italiens um zu verhindern, dass man sie zwingt, den Waffenstillstand wieder aufzuheben.
In
dieser Zeit stand auch Prinzessin Mafalda von Hessen unter Beobachtung
der Gestapo. Als sie im September an der Beerdigung ihres Schwagers, dem
Zaren Boris III, teilnahm, kamen Gerüchte auf, dass Hitler ihn habe
vergiften lassen. Dieser wiederum liess verlauten, dass Mafalda von Hessen
im Auftrag des italienischen Königshauses die Tat begangen hätte.
Aus dem Tagebuch von Joseph Goebbels ist folgender Eintrag über
diesen Vorfall vermerkt:
Der Führer ist der Meinung, dass diese Vergiftung wahrscheinlich
vom italienischen Hof aus inspiriert worden ist. Verdächtig ist nämlich,
dass die Prinzessin Mafalda, das grösste Rabenaas des italienischen
Königshauses, sich wochenlang vor dem Tode des Königs Boris in
Sofia aufgehalten hat. Sie ist bekanntlich eine Schwester der bulgarischen
Königin.
Auch der König (gemeint ist Viktor Emanuel III) kann jetzt in
unserer Propaganda nicht mehr geschont werden. Der Führer gibt noch
einmal seiner Überzeugung Ausdruck, dass die Prinzessin Mafalda das
geriebenste Aas aus dem italienischen Königshaus ist. Er traut ihr
zu, dass sie ihren Schwager Boris vom Leben zum Tode befördert hat.
Die Anschuldigungen waren völlig aus der Luft gegriffen, zeigten aber deutlich auf, wie gross die Abneigung Hitlers gegenüber Mafalda von Hessen war.
Noch bevor Mafalda von Hessen ihre Rückreise nach Italien antrat, wurde Prinz Philipp am 09.09.1943 von der SS verhaftet und in Gewahrsam genommen - dies als Reaktion auf die Absetzung Mussolinis.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Mafalda von Hessen zum
Ziel der Gestapo wurde.
Schliesslich wurde ihr am 22.09.1943 eine Falle gestellt (Operation
Abeba), indem man ihr die Möglichkeit unterbreitete, mit ihrem verhafteten
Ehemann ein Telefonat führen zu können. In der Villa Volkonsky
in Rom wurden sie und ihre Schwester Mia verhaftet und nach Deutschland
gebracht - zunächst in der Absicht, die beiden als Faustpfand in der
Hinterhand zu haben. Ihre Kinder waren glücklicherweise zuvor bereits
im Vatikan in Sicherheit gebracht worden. Diese wurden aber unmittelbar
nach der Verhaftung von Mafalda abgeschoben und eine Gouvernante konnte
die Kinder unbehelligt nach Kronberg zu ihrer Grossmutter bringen.
Nach einer Festsetzung in einem Haus am Kleinen Wannsee in Berlin, wo man sie beschuldigte, über die Änderung der politischen Richtung Italiens Bescheid gewusst zu haben, dies aber nicht den deutschen Behörden mitgeteilt zu haben - was ihre Pflicht gewesen wäre als deutsche Staatsbürgerin (die sie durch die Heirat von Prinz Philipp wurde). Schliesslich landete sie als Häftling unter dem Namen Frau Weber im KZ Buchenwald. Sie teilte eine sogenannte Sonderbaracke mit dem Ehepaar Breitscheid.
Als sich das Ende ihres Martyriums abzeichnete, wurde die Vorbereitung
zur Befreiung der Gefangenen ihr tragisches Schicksal.
Bei einem Bombenangriff der USAAF am 24.08.1944 wurde sie schwer verletzt
und mit Verbrennungen geborgen.
Man musste ihr einen Arm amputieren, doch der Eingriff erfolgte zu
spät. Drei Tage später verstarb sie im Alter von 42 Jahren.
Sie wurde im Grab 262 beerdigt. Erst acht Monate später erfuhr
die Königsfamilie vom Tod Mafaldas und es dauerte bis 1951 ehe ihre
Grabstätte mit Hilfe von Hermann Joseph Thyl identifiziert und sie
1951 nach Kronberg überführt werden konnte.
Ihr Ehemann Philipp von Hessen wurde nach dem Krieg verurteilt. Ein Drittel seines Vermögens wurde eingezogen und zwei Jahre Gefängnis verhängt. Er starb 1980 im Alter von 84 Jahren.
Die Enkelin von Mafalda von Hessen gleichen namens wurde Kostümdesignerin und gilt als Muse des Modeschöpfers Giorgio Armani.