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(1895 - 1972) Der Mann im Hintergrund |
Einer der kontroversesten Persönlichkeiten Amerikas ist sicherlich J. Edgar Hoover und dieser zog an mehr Fäden im Hintergrund der Macht, als vielen bewusst ist. Als Gründer des FBI (Federal Bureau of Investigation) im Jahre 1924 erkannte er schnell, dass Wissen auch Macht ist und er nutzte dieses Wissen zu seinen Gunsten und seinen Zielen kaltblütig aus. J. Edgar Hoover war von 1924 bis 1972 der Direktor des FBI. Viele Zeitgenossen zitterten vor ihm und dem, was er über sie wissen könnte, und sie hatten Grund dazu. J. Edgar Hoover legte in seiner Amtszeit unzählige Dokumente von ranghohen Politikern aber auch Showgrössen wie Frank Sinatra und Charlie Chaplin an - oftmals mit illegalen Mitteln wie dem Abhören von Telefonaten etc. Und wo kein Druckmittel vorhanden war, ebnete er sich den Weg mit kleinen Gefälligkeiten für die Entscheidungsträger.
Doch wer war einer der mächtigsten Männer hinter den Kulissen?
Seine Vorfahren auf der Seite des Vaters stammten aus Washington, die
Vorfahren seiner Mutter kamen aus der Schweiz (aus den Kantonen Graubünden
und St. Gallen).
J. Edgar Hoover wuchs in Washington in guten Verhältnissen auf
und wurde von der konservativen und religiösen Familie geprägt,
welche von der Mutter dominiert wurde.
Der Vater hatte psychische Probleme und verbrachte öfters Aufenthalte
in psychiatrischen Kliniken.
Die Bindung von J. Edgar Hoover zu seiner Mutter war ungewöhnlich stark und er wohnte bei ihr bis zu ihrem Tod im Jahre 1938 - da war J. Edgar Hoover 43 Jahre alt. Dieser Umstand brachte ihm die Bezeichnung "Muttersöhnchen" ein.
Frauen in seinem Privatleben blieben beim Junggesellen die Ausnahme, Liebschaften sollen u.a. mit Leila Rogers, der Mutter der Schauspielerin Ginger Rogers und mit der Schauspielerin Dorothy Lamour bestanden haben.
Seine ungewöhnlich enge Beziehung zu seinem FBI-Stellvertreter Clyde Tolson führte schon bald zum Gerücht, dass er mit ihm eine homosexuelle Beziehung unterhielt. Dass Clyde Tolson nach Hoovers Tod einen Grossteil des Vermögens testamentarisch zugesprochen bekam, heizte das Gerücht weiter an.
Den beruflichen Werdegang ebnete sich J. Edgar Hoover mit einem Studium
in Recht an der George Washington Universität, nach deren Abschluss
im Jahre 1917 er eine Stelle beim US-Justizministerium erhielt.
Dort stieg er schon bald zum Leiter der Sektion zur Registrierung feindlicher
Ausländer auf und avancierte zwei Jahre später zum Leiter der
neu eingeführten "General Intelligence Division".
Sein harter Führungsstil wurde bald zur unverkennbaren Handschrift und 1920 machte J. Edgar Hoover zusammen mit Alexander Mitchell Palmer erstmals in der breiten Öffentlichkeit auf sich aufmerksam, als er auf dem Höhepunkt der Kommunistenverfolgung im Januar 1920 rund 10'000 Menschen, die sich dem Kommunismus zuneigten - verhaften liess. Es war dies die grösste Massenverhaftung in der Geschichte der USA, auch bekannt unter dem Namen "Palmer Raids".
1921 wurde J.Edgar Hoover ins BOI (Bureau of Investigation) berufen, doch diese Institution hatte keinen Rückhalt und galt als schlecht organisiert und korrupt.
Als Calvin Coolidge der neue US-Präsident wurde, folgte ihm General Harlan Fiske Stone, der eine Neuorganisation des BOI lancierte.
Er entliess den korrupten Direktor und ernannte J. Edgar Hoover zum
Leiter des BOI.
In dieser Position war J. Edgar Hoover in seinem Element. Er vergrösserte
die Organisation laufend und weitete deren Machtbereich auf eine unvorstellbare
Dimension aus. 1934 wurde das BOI in FBI umbenannt.
Es ist Hoover zu verdanken, dass das FBI in kürzester Zeit zu
einer hohen Professionalität gelangte und sich nicht nur den Ruf der
Unbestechlichkeit erschuf sondern auch den Einbezug der neuesten kriminaltechnischen
Möglichkeiten forcierte. Dies führte u.a. zur Einführung
einer nationalen Datenbank für Fingerabdrücke im Jahre 1925 und
zu Fortbildungskursen für die Agenten, um auf dem neuesten wissenschaftlichen
Stand gehalten zu werden.
J. Edgar Hoover war auch ein äussert talentierter Taktiker im Umgang mit den Medien. Um das FBI und deren Erfolge publikumswirksam in Szene zu setzen, inszenierte er die Verhaftung von berühmten Verbrechern und avancierte dabei selber zu einem öffentlichen Star.
Doch damit begnügte sich Hoover nicht. Eine auf Public-Relation spezialisierte Abteilung des FBI lancierte und unterstützte die Herausgabe von Kaugummikarten, Radiosendungen und gar die Fernsehserie "The F.B.I.", welche von 1965 bis 1974 240 Episoden produzierte. Dies trug entscheidend zum Markenartikel "FBI", der in der breiten Bevölkerung zum Synonym von Verbrechensbekämpfung aber auch geheimnisvolle Institution geworden ist, bei.
Als ab 1939 in Europa der Krieg ausbrach, verlagerte das FBI ihr Hauptaugenmerk von den Verbrechern auf mögliche Staatsfeinde und bekam eine immer grössere Rolle als innerstaatlicher Geheimdienst.
Mit dem Eintritt der USA in den Krieg erhielt J. Edgar Hoover auch die Möglichkeit, sein Aufgabengebiet auf das Ausland auszudehnen, indem er den Special Intelligence Service gründete, welcher auf die Spionage speziell in Südamerika und den Süden Nordamerikas ausgerichtet war.
Nach dem Krieg wurde J. Edgar Hoover mit der Medal for Merit ausgezeichnet.
Die Aufgaben des FBI nach dem Krieg konzentrierten sich wieder vermehrt auf den Kommunismus und mit dem Beginn der McCarthy-Ära unterstützte das FBI dessen Anstrengung, Mitglieder der kommunistischen Partei aufzustöbern und zu verfolgen. Höhepunkt dieses dunklen Kapitels der USA war die Black-List mit unzähligen Personen, darunter auch viele aus Film und Fernsehen.
Die 60er Jahre kreierten ein neues Feindbild für J. Edgar Hoover und somit auch für das FBI. Die wachsende Popularität von Martin Luther King und seine Bemühungen, die afro-amerikanische Bevölkerung in der Gesellschaft gleichzustellen, stellte für Hoover eine äussert grosse Bedrohung dar.
Ein weiterer Beweis der grossen Macht J. Edgar Hoovers zeigte sich 1965,
als er vom Alter her hätte zwangspensioniert werden müssen. Doch
obwohl der damalige Präsident Lyndon B. Johnson kein Sympathisant
von Hoover war (wie übrigens auch die Kennedy-Family) und er diesen
so elegant hätte loswerden können, erliess Johnson ein Sonderdekret,
das Hoover von der sonst üblichen Zwangspensionierung ausnahm. Auch
hier fragt man sich, welche Fäden J. Edgar Hoover im Hintergrund hat
ziehen können, um seine Position zu sichern. Nicht zuletzt aufgrund
der Tatsache, dass selbst Präsidenten wie John F. Kennedy oder Lyndon
B. Johnson, die kein gutes Verhältnis zu Hoover hatten, ihn nicht
vom FBI-Thron stossen konnten, liess Hoover unter der Hand zum inoffiziell
mächtigsten Mann der USA avancieren.
Hoover soll einmal gesagt haben: "Mir ist egal, wer unter mir Präsident
ist".
All diese Umstände machen die Person J. Edgar Hoover zu einer interessanten Figur, wo sich Realität und Fiktion alsbald vermischen und einen Mythos entstehen lassen.
So aufregend und undurchsichtig das Leben von J. Edgar Hoover war, so unspektakulär ging sein Leben zu Ende. Am 2. Mai 1972 verstarb er im Alter von 77 Jahren im Schlaf an Herzversagen.
Auch heute noch fasziniert der Mensch J. Edgar Hoover, dies zeigt sich nicht zuletzt in der aktuellen Verfilmung "J. Edgar" (11) von Regisseur Clint Eastwood mit Leonardo Di Caprio in der Hauptrolle.