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1898 - 1970

Es ist sicher eine schwere Aufgabe, den Schriftsteller Remarque in einer kurzen Beschreibung aufzuschlüsseln zu versuchen. Er hat zeitlebens nur sehr wenige Interviews gewährt. All seine Erfahrungen liess er in seinen Romanen einfliessen, wenn auch leicht verändert. Eine Grenze zog er bei allzuprivaten Erlebnissen, die die übrige Welt nichts angingen. Auch verschmähte er es, andere Personen in seinem Leben in den Romanen detailgetreu nachzuzeichnen, da er dies als pietätlos empfand. Oft hielt er sich an den Grundsatz, indem er die Eigenschaften einer Person im Roman auf mehrere Figuren verteilte. Dadurch erzielte er gleichzeitig realitätsbezogene Charakteren.
Auf jeden Fall zählt Remarque zu den erfolgreichsten deutschen Romanciers. Sein erfolgreichster Roman - "Im Westen nichts Neues" - 1927 erschienen, wird häufig das am meistgedruckte Buch der Welt nach der Bibel bezeichnet.

Seine literarischen Stilmittel lassen sich in folgende Stichworte unterteilen: starke Beobachtungsgabe, ungeschminkter Realismus, Skepsis, ja Pessimismus, verbunden mit einem unterschwelligen sozialen Engagement.

"Man glaubt nicht, wie schwer ich es mir mache, so verständlich zu schreiben. Was sich am Ende so leicht und - hoffentlich! - mühelos liest, ist das Ergebnis langen Feilens, Vereinfachens und Korrigierens. Gerade, wenn "Lieschen Müller" mich versteht, habe ich mein Ziel erreicht".

Seine Handschrift vermittelt nach graphologischen Gesichtspunkten einen bescheidenen, wenn auch stolzen Mann, der sich sehr zurückhält, wenn es um ihn selbst geht.

Während seiner Dienstzeit im ersten Weltkrieg hatte Remarque noch von seinen Kollegen den Übernahmen "Schmieren" erhalten. Dieser Übername bezog sich auf seine damalige schreckliche Schrift. Seine späteren, feinziselierten Schriftzüge musste er sich schwer erarbeiten, sich dazu überwinden, seine ganze Schreibgewohnheiten neu zu erwerben.

Ein typisches äusseres Merkmal von Remarque war, dass er stets auf ausgesuchte Kleidung achtete. Er wirkte immer modisch und elegant gekleidet. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass es zu der kleinen Episode mit dem Schweizer Zoll kam und so der hier abgebildete Brief entstand. Dies Zeugnis zeigt einen kleinen Einblick in die alltäglichen "Sorgen" eines Prominenten.

Geboren wurde Remarque in Osnabrück als Erich Paul Remark. Seinen zweiten Namen "Maria" legte er sich erstmals Ende 1922 zu,  was den Namen künstlerisch verfeinert.
Zwei Jahre später wandelte er die deutsche Schreibweise seines Nachnamens in die französische um, wobei er sich auf französische Vorfahren dieses Namen stützen konnte.

Remarque hatte drei Geschwister; einen Bruder, der bereits in ganz jungen Jahren starb und zwei Schwestern, wovon die 1903 geborene Elfriede im Jahre 1943 vom 1. Senat des Volksgerichtshofes als "ehrlose fanatische Zersetzungspropagandistin unserer Kriegsfeinde" zum Tode verurteilt und mit der Axt hingerichtet wurde.
Die Verhandlung war mit Emotionen gegen Erich Maria Remarque durchtränkt, der sich damals in Amerika befand. Der damals berühmt-berüchtigte Nazi-Richter liess verlauten, dass die Schwester für den Verräterbruder, der das Machwerk "Im Westen nichts Neues" schrieb, mitbezahlen müsse.

Wie viele seiner Generation wurde auch Remarque von der Schulbank weg 1917 in den ersten Weltkrieg eingezogen, doch zeigte sich bei ihnen im Gegensatz zu den Schülern, die schon bei Ausbruch des Krieges 1914 eingezogen wurden, und dies mit grossem Enthusiasmus und Abenteuerlust verbanden, die Angst vor der Gewissheit, was der Krieg für Greueltaten und Leid mit sich bringt.
Während seiner Ausbildung erfuhr Remarque die Schikanen des Unteroffiziers Himmelreich, dessen Sadismus er später in seinem Antikriegsroman in der Figur des Himmelstoss mit eingebracht hatte.
Beim Ausbruch der Grossen Flandernschlacht am 31. Juli 1917 wurde Remarque bereits am ersten Tag durch Granatsplitter an Armen und Hals verwundet. Während seines Aufenthaltes im Lazarett starb seine Mutter.

1919 beendete Remarque seine Lehrerprüfung und übernahm noch im gleichen Jahr eine Stelle als Aushilfskraft an einer Volksschule. Wie er die erste Stunde als Lehrer empfand, beschrieb er in seinem Roman "Der Weg zurück":

"Verlegen und etwas unsicher hocke ich auf dem Katheder. Vor mir sitzen vierzig Kinder. Wie mit dem Lineal ausgerichtet sitzen sie in acht Bänken hintereinander. Die kleinsten sind sieben, die ältesten zehn Jahre alt. Die Schule hat nur drei Klassen, deshalb sind in jeder mehrere Jahrgänge vereint...Unbehaglich rutsche ich auf meinem Sessel hin und her. Vor einer Woche sass ich ebenso wie sie in einer Bank und betrachtete Hollermanns runde, abgeschabte Gesten, während er über die Dichter der Befreiungskriege sprach. Heute bin ich selbst ein Hollermann geworden. Wenigstens für die da unten".

Der Lehrerberuf war nie ein Ziel für Erich Maria Remarque. Dies kam deutlich bei seinem Gedanken: "Die Welt ist nur von schlechten Schülern vorwärtsgebracht worden", zum Ausdruck.

Als er seinen Lehrerberuf wieder aufgab, widmete er sich vermehrt dem Schreiben. Nach dem Erscheinen von "Im Westen nichts Neues" sind auch schon die ersten Neider da, die Behauptungen aufstellen wie "Der Schrifsteller Erich Maria Remark existiert überhaupt nicht. Der Roman kann unmöglich nur von einer Person geschrieben worden sein. Lässt sich doch der Name Remark rückwärts als Kramer lesen, was wohl eindeutig auf ein Pseudonym hinweist".
 

Inhalt des abgebildeten Briefes:
 

Sehr geehrte Herren,
ich habe während einiger Monate in England 2 Anzüge gekauft und sie mir nachschicken lassen. Jetzt höre ich, dass ich eine Einfuhrbewilligung dazu brauche und bitte Sie, sie mir zu erteilen. Es sind Sachen für den persönlichen Gebrauch.
Mit bestem Dank Ihr
Erich Maria Remarque

1931 erwarb sich Remarque seinen späteren Heimatsitz, die Casa "Monte Tabor" in Porto Ronco, als er in Deutschland nicht mehr erwünscht war. Den heutigen Millionenbesitz konnte er damals für DM 80'000.-- erwerben.

Als er 1939 eine Amerikareise unternahm, traf er sich dort mit Verlegern und Filmproduzenten. Vor allem Joseph Kennedy, damaliger Filmtheaterbesitzer und angesehener Produzent, Vater des späteren Präsidenten der USA, half ihm, Fuss zu fassen.
Zwei Jahre später reiste er offiziell in die USA ein und erhielt 1947 die Staatsbürgerschaft. Sein erster vollendeter Roman in Amerika heisst "Liebe Deinen Nächsten".

Doch bald wird ihm die Traum- und Scheinwelt Hollywoods zuviel und er verlegte sein Domizil nach New York. Über diese Stadt erzählte er 1957 der "Newsweek":

"Ich betrachte jetzt New York als mein Zuhause. Es ist eine unglaubliche Stadt. Es gibt hier praktisch alles. Ich bin sehr froh, Amerikaner geworden zu sein. Es ist hier so leicht, anderen Menschen nahezukommen. Diese Freiheit zu begreifen ist für einen Europäer, der sie vorher nie gesehen hat, sehr schwer".

In Amerika lernte er die Schauspielerin Paulette Goddard kennen und 1958 heirateten sie.
In der Folgezeit reiste Remarque immer wieder zwischen Amerika und dem Tessin in der Schweiz hin und her. Erst in seinen letzten Jahren besuchte er die USA nur noch selten.

Bis zu seinem Lebensende trug Erich Maria Remarque immer etwas Verbitterung mit sich, trotz dem grossen Erfolg und dem vielen Geld, das er verdiente.

"Man überhäuft mich heute mit Ehrungen, die Zeitungen wissen nicht genug Rührendes über mich zu berichten. Aber man hat mir 1938 meine deutsche Staatsbürgerschaft abgesprochen. Jetz erhalte ich sogar vom Bundespräsidenten das Grosse Verdienstkreuz. Auf die Idee aber, mir die Staatsbürgerschaft wieder zuzusprechen, ist er nicht gekommen".

Als er mit Ernest Hemingway persönlich bekannt geworden ist, sagte er über ihn: "Ich bin nur ein kleiner Mann im Vergleich zu Hemingway".

Sein grosses Schaffen, die detailgetreuen Schilderungen Ausgestossener, die Beschreibung des Lebensgefühls der Nachkriegsgenerationen lassen ihn im Ausland zu Recht als "Hemingway der Deutschen" in die Literaturgeschichte eingehen.
 

Nachfolgend eine Übersicht jener Filme, die auf seinen Büchern basieren:
 - Flotsam 1921 von Regisseur Edmund Blake mit Marjorie Battress und Dorothy Warboys
 - All Quiet on the Western Front 1930 von Regisseur Lewis Milestone mit Louis Walheim, Lew Ayres, Ben Alexander, William Bakewell und Slim Summerville (basierend auf "Im Westen nichts Neues")
 - The Road Back 1937 von Regisseur James Whale mit John "Dusty" King, Richard Cromwell, Slim Summerville, Andy Devine und Noah Beery jr. (basieren auf "Der Weg zurück")
 - Three Comrades 1938 von Regisseur Franz Borzage mit Robert Taylor, Margaret Sullavan, Franchot Tone, Robert Young, Guy Kibbee und Lionel Atwill
 - So Ends Our Night 1941 von Regisseur John Cromwell mit Fredric March, Margaret Sullavan, Frances Dee, Glenn Ford, Anna Sten, Erich von Stroheim, Leonid Kinskey, Alexander Granach, Sig Ruman und Ernst Deutsch
 - The Other Love 1947 von Regisseur André de Toth mit Barbara Stanwyck, David Niven, Richard Conte, Gilbert Roland und Joan Lorring
 - Demir perde 1951 von Regisseur Semih Evin mit Zeynep Sirmali und Gürbüz Bora (basierend auf "Liebe deinen Nächsten")
 - Der letzte Akt 1955 von Regisseur Georg Wilhelm Pabst mit Albin Skoda, Oskar Werner, Lotte Tobisch, Erik Frey und Curt Eilers
 - Iz pepla 1958 von Regisseur Helmut Dziuba mit Dzhemma Firsova (basierend auf "Die letzte Station")
 - A Time to Love and a Time to Die 1958 von Regisseur Douglas Sirk mit John Gavin, Liselotte Pulver, Jock Mahoney, Don DeFore, Keenan Wynn, Erich Maria Remarque, Dieter Borsche, Barbara Rütting, Charles Regnier, Dorothea Wieck, Kurt Meisel und Agnes Windeck (basierend auf "Zeit zu leben und Zeit zu sterben")
 - eine Episode der Serie "Teledrama: Sem Novidades no Front" 1959 mit Walter Avancini und José Miziara (basierend auf "Im Westen nichts Neues")
 - Die Nacht von Lissabon 1971 von Regisseur Zbynek Brynych mit Martin Benrath, Erika Pluhar, Horst Frank, Vadim Glowna, Charles Regnier, Herbert Tiede, Peter Lühr und Tilo von Berlepsch
 - Bobby Deerfield 1977 von Regisseur Sydney Pollack mit Al Pacino, Marthe Keller, Anny Duperey und Walter McGinn (basierend auf "Der Himmel kennt keine Günstlinge")
 - All Quiet on the Western Front 1979 von Regisseur Delbert Mann mit Richard Thomas, Ernest Borgnine, Donald Pleasance, Ian Holm, Patricia Neal und David Bradley (basierend auf "Im Westen nichts Neues")
 - Arch of Triumph 1984 von Regisseur Waris Hussein mit Anthony Hopkins, Lesley-Anne Down, Donald Pleasance und Frank Finlay
 - Der schwarze Obelisk 1988 von Regisseur Peter Deutsch mit Udo Schenk, Rainer Hunold, Elfi Eschke, Heinz Schimmelpfennig und Werner Eichhorn
 - Tsvety ot pobediteley 1999 von Regisseur Aleksandr Surin mit Aurelija Anuzhite und Aleksandr Nosik