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Maler unbekannt
Ippolito de Medici
(1511 - 1535)

"Ein Leben im Schatten der Macht"

von Maler Tiziano Vecellio (1488-1576)

Ippolito de Medici wurde als uneheliches Kind wahrscheinlich am 23. März 1511 geboren. Seine Mutter war Pacifica Brandani aus Urbino, Tochter des Giovan Antonio Brandani, und verstarb nur wenige Tage nach der Geburt. Sein Vater war Giuliano de Medici, ein Mitglied der einflussreichen Familie aus Florenz, die zu jener Zeit jedoch im Exil lebte.
Aus gesellschaftlichen Gründen konnte Giuliano nicht offiziell zu dem Kinde stehen (es wird auch vermutet, dass Pacifica Brandani zu dieser Zeit mit einem anderem Mann verheiratet war) und er entschloss sich, das Kind in die Obhut der Brüderschaft Santa Maria di Piano zu geben, wo man ihm den Namen Pasqualino gab. Kurze Zeit später wurde er einem Pflegevater namens Bartolomeo aus Monteguiduccio in der Nähe von Urbino übergeben. Dort blieb der kleine Ippolito jedoch nicht lange, denn ein angesehener Notar namens Lorenzo Spaccioli (wohl im Auftrag von Giuliano de Medici) übernahm die Obhut.
Als Papst Julius II die Medici-Familie wieder in Florenz einsetzte, begann die zweite Renaissance der Familie.
Als Papst Julius II 1513 starb, wurde Giulianos Bruder Giovanni de Medici der neue Papst unter dem Namen Leo X.
Ippolito de Medici wurde nach Rom gebracht, wo er schon bald ein gerngesehener Gast im Vorzimmer der Privatgemächer von Papst Leo X wurde.
Es folgte eine Zeit des Überflusses und Ippolito genoss eine umfangreiche Ausbildung und reifte zu einem gebildeten aber auch ehrgeizigen Jungen heran. In diesen Jahren traf er mit den Grössten seiner Zeit zusammen, u.a. wurde er vom Maler Raphael in einem Bild festgehalten, die die Krönung von Karl dem Grossen zeigt (siehe Bildergalerie unten), zudem traf er den Bildhauer Michelangelo, als dieser für seinen verstorbenen Vater 1516 das Grabmonument erstellte (dieses existiert auch heute noch). In späteren Jahren pflegte er Kontakt mit Leonardo da Vinci. Zudem wurde seine Cousine dritten Grades Caterina de Medici später Königin von Frankreich, welche mit der Bartholomäus-Nacht in die Geschichte einging.
Das Leben von Ippolito geriet auf unsichere Bahnen, als Papst Leo X 1521 verstarb und der Deutsche Adrian von Utrecht zum Papst Hadrian VI ernannt wurde. Die Regierungszeit war jedoch nur von kurzer Dauer, bereits 1523 verstarb er. Es sollte danach 455 Jahre dauern, bis wieder ein Nicht-Italiener (Papst Johannes Paul II) Papst wurde.
Der neue Papst wurde Giulio de Medici, ein naher Verwandter von Ippolitos Vater, der als Clemens VII die Macht der Medici-Familie wieder erneuerte. Ippolito seinerseits konnte wieder in den Vatikan zurückkehren.
 
1524 wurde Ippolito de Medici von Papst Clemens VII nach Florenz entsandt, wo er zusammen mit Silvio Passerini die Stadtregierung leitete, um ihn so als zukünftigen Machthaber vorzubereiten.
Mit seinem Auftritt auf der politischen Bühne wurde er vermehrt auch Ziel von Angriffen neidvoller Gegner und schon bald stand auch seine uneheliche Geburt im Zentrum der Gerüchte.
 
1527 wurde die Idylle zerstört, als feindliche Truppen Rom überfielen und den Papst zur Flucht zwangen. Bei diesem Angriff kamen 147 Schweizer Gardisten ums Leben und der Tag ging als "Sacco di Roma" in die Geschichte ein. Zur Erinnerung an diesen 6. Mai leisten alle neuen Schweizer Gardisten an diesem Tag ihren Treueeid.
 
Die Medici-Familie wurde ein zweites Mal aus Florenz vertrieben, Ippolito ging mit seiner Gefolgschaft nach Parma.
Als sich der Konflikt entschärfte und Papst Clemens VII wieder zurückkehren konnte, folgte ihm Ippolito nach Rom. Der Papst jedoch erkrankte schwer und um die Familieninteressen zu sichern, überredete er Ippolito, den Kardinalshut anzunehmen und er wurde 1529 in diesen Rang erhoben.
1531 zeichnete sich ein Machtwechsel in Florenz ab und Papst Clemens VII sah seinen unehelichen Sohn Alessandro für diesen Posten vor. Doch auch Ippolito liebäugelte mit diesem Posten und versuchte, die Macht an sich zu reissen. Als sich Alessandro in Spanien aufhielt, ritt Ippolito mit seinen Leuten nach Florenz. Doch die Verhandlungen mit dem päpstlichen Statthalter Nikolaus Schönberg scheiterten und Ippolito de Medici musste unverrichteter Dinge nach Rom zurückkehren.
 
Um Ippolito zu beschwichtigen, verlieh ihm Papst Clemens VII mehrere Ämter, u.a. wurde er am 07. Juli 1532 zum Vizekanzler von Neapel ernannt und als Legat des Ungarnfeldzuges brach Ippolito am 08. Juli des gleichen Jahres in diesen Feldzug auf. 
 
1534 plante Ippolito erneut, die Macht in Florenz zu übernehmen. Doch seine Pläne wurden durch die Überfälle des türkischen Admirals Barbarossa zunichte gemacht.
Als der Papst im September 1534 ernsthaft erkrankte, war Ippolito gänzlich an Rom gebunden und nach dessen Tod liess er testamentarisch die Bitte an den spanischen Kaiser verlauten, dass dieser seinen unehelichen Sohn Alessandro unterstützen solle und die Hochzeit mit Margherita von Österreich zur Ausführung zu bringen.
Damit waren jegliche Gedanken einer feindlichen Übernahme von Florenz durch Ippolito unmöglich geworden.
 
Dennoch war der Machthunger noch nicht zum Erliegen gekommen und Ippolito de Medici suchte König Karl V als Vertreter der Florentiner Oppositon auf, um ihn für seine Interessen zu gewinnen.
Als sich im August 1535 Ippolito de Medici auf dem Weg zu Karl V während eines Zwischenstops in Fondi plötzlich unwohl fühlte, vermutete man Sumpffieber als Ursache. Als er eine Hühnerbrühe vom Hausmeister serviert bekam und sich erbrechen musste, rief er im Fieberwahn, dass er vergiftet worden sein und der Herzog Alessandro de Medici ihn endlich zu Tode gebracht hätte. Daraufhin folterte man den Hausmeister, der schliesslich ein Geständnis ablegte, um der Folter ein Ende zu setzen. Doch kaum war er von der Folter befreit, widerrief er dieses Geständnis. Ippolito de Medici lag noch einige Tage im Fieber, ehe er am 10. August 1535 verstarb.
Die Historiker sind sich heute uneins, was zu seinem Tod führte. Eine Theorie besagt, dass Papst Paul III ihn hatte vergiften lassen, eine andere, dass Alessandro de Medici als Anstifter in Frage kam. Letzterer hatte einige Gründe dafür, war doch nur zwei Monate zuvor bekannt geworden, dass auf Initiative von Ippolito de Medici ein Attentat auf Alessandro de Medici durch Giambattista Cibo geplant war. Doch auch die Möglichkeit, dass Ippolito an Malaria zugrunde ging, ist denkbar.

Vor einigen Jahren wurde von dem Historiker Roberto Zapperi (geb. 1932) - er gilt als einer der wichigsten zeitgenössischen Kenner der Renaissance - die Hypothese aufgestellt, dass es sich bei der Mona Lisa nicht um Lisa Gherardini del Giocondo handelt, sondern um Pacifica Brandani, die Mutter von Ippolito de Medici. Sein Vater Giuliano soll Leonardo mit der Erstellung des Bildes beauftragt haben, damit der junge Ippolito ein Andenken an seine Mutter hatte, die er nie kennengelernt hatte. Roberto Zapperi veröffentlichte dazu das Buch "Abschied von Mona Lisa" (10).
 

Der Wortlaut des abgebildeten Briefes lautet in etwa:

Ergebens und hochverehrter Herr

Der Überbringer, seine Exzellenz Gio. Batta Castaldo*, ist vollständig über meine Gefühle gegenüber Euch im Bilde. Ich bin und werde immer für Ihre Dienste zur Verfügung stehen. Doch ich möchte nicht zu viele Worte darüber verlieren, diesbezüglich werden Sie näheres von Castaldo erfahren.
Bitte schenken Sie ihm , der in meinem Namen spricht, volles Vertrauen. 
Nur um Sie daran zu erinnern. Sie werden mich allzeit und in jeder Sache, in der ich Ihnen helfen kann, bereit finden.
Ich vertraue Ihnen meine Angelegenheit an und hoffe, Sie günstig und gütig vorzufinden.
Ich küsse die Hand und empfehle mich.
Hipp. Car.

Rom, 15. März 1535
 

*Der in diesem Brief erwähnte Giovanni Battista Castaldo (1493-1563) - Marquis von Cassano - war Condottieri und General der Armee von Kaiser Karl V, später Heerführer bei König Ferdinand und nahm unter anderem Teil an der Schlacht von Pavia und an den Kämpfen in Piemont, Ungarn.
Zudem führte er Operationen gegen das Osmanische Reich in Transsylvanien/Siebenbürgen durch. 


.                                       Weitere Bildnisse von Ippolito de Medici:


Ippolito de Medici und Mario Bracci, gemalt von Girolamo da Carpi (1501-1556) 

Gemalt von Cristofano di Papi dell'Altissimo (1525-1605)

Gemalt von Sebastiano del Piombo (1485-1547) 

Gemalt von Angelo Bronzino (1503-1572)


Krönungsszene von Karl dem Grossen - gemalt von Raffaello Sanzio da Urbino (1483-1520).
Ippolito de Medici stand für den kleinen Jungen, der auf der Treppe mit Krone in der Hand kniet, Modell.

Ausschnitt mit Ippolito de Medici siehe nebenan ----->

Ausschnitt aus der Krönungsszene mit dem abgebildeten
Ippolito de Medici.

Gemalt von Giorgio Vasari (1511-1574)

Stich von Tobias Stimmer (1539-1584)

Clemens VII verleiht Ippolito de Medici die Kardinalswürde