Zeichnung: Emil Stumpp (1886-1941)

1870 - 1931

Seine berufliche Laufbahn begann er mit einer Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten und kurz nach Abschluss der Ausbildung nahm er Reissaus und begab sich in die Welt der darstellenden Künste. Er konnte bereits 1887 erstmals als Statist Bühnenluft schnuppern.

Im Laufe der Zeit führte ihn sein Weg als Kleindarsteller und Komiker über einen ersten Auftritt als Salonhumorist im Schweizerischen Bern zum Berliner Wintergarten, wo er seinen Durchbruch feiern konnte mit melodischen Sprechgesang und als Sänger für Schallplatten und in Revuen. 

Otto Reutter war anfangs des 20. Jahrhunderts auch Produzent von zahlreichen Revuen, ab 1915 auch sogenannte Kriegsrevuen. Später entstanden zahlreiche satirische Lieder, die die aktuellen Gegebenheiten aus Politik und Gesellschaft widerspiegelten und den Nerv der Zeit trafen.
Auch persönliche Schicksalsschläge wie der Tod seines Sohnes, der 1916 während des 1. Weltkriegs in Verdun gefallen war, verarbeitete er in nachdenklichen Liedern.

Beim Film gehörte er zu den absoluten Pionieren, ein erster Film entstand bereits 1897 mit "Nächtliche Hotelszene" (1897). Es folgten weitere frühe Arbeiten mit "Das ist mir ganz egal" (07), "Es rächt sich alles auf der Welt" (07), "Doktor Block" (08), "Friedenskonferenz" (08) und "Hab Dank, mein teures Vaterland" (08).

In den 10er Jahren konnte er seine Filmlaufbahn erfolgreich fortsetzen und er agierte in "Ach machen Sie das noch mal" (10) und "Onkel Fritz aus Neu-Ruppin" (10) , ehe gar eine eigene Filmreihe mit ihm folgte wie "Otto Reutter will Schauspieler werden" (12) von Regisseur Emil Albes, "Otto heiratet" (14) und "Otto als Dienstmann" (15), beide von Regisseur Heinrich Bolten-Baeckers.

Es folgte ein längerer Unterbruch, ehe er 1927 letztmals in einem Film mitwirkte - "Frühere Verhältnisse" (27) mit Fritz Kampers, Ossi Oswalda, Paul Heidemann, Claire Rommer, Adele Sandrock, Olga Engl, Angelo Ferrari und Charlotte Susa. Er verkörperte in diesem Film die Rolle des Theaterdirektors.

Nebst diesen Filmen agierte er auch als Statist in zahlreichen weiteren Filmen, die ihn aber nicht in der Casting-Liste aufführen.

Eigentlich plante Otto Reutter, sich 1919 zurückzuziehen und sein Leben mit den verdienten Millionen zu geniessen. Doch die Inflation nach dem 1. Weltkrieg vernichtete den grössten Teil seiner Ersparnisse und er war gezwungen, weiterhin auf der Bühne zu stehen - für sein daraus entstandenes Spätwerk ein Glücksfall.

Die 20er Jahren markierten den Höhepunkt seiner Laufbahn und er wurde mit seinen Couplets, die er oftmals im Wintergarten aufführte, äusserst populär. Viele dieser Texte sind auch heute noch aktuell und werden immer wieder von anderen Künstlern wie Peter Frankenfeld, Armin Berg, Markus Schimpp oder Robert Kreis aufgegriffen. Bewunderer seiner Couplets waren auch zeitgenössische Persönlichkeiten wie Kurt Tucholsky und Erich Kästner.

Doch sein unermüdliches Engagement hat seinen Tribut gefordert. Erschöpft und nicht mehr genügend Kraft gegen eine Krankheit aufbringen könnend, verstarb er während einer Tournee in Düsseldorf im Alter von 61 Jahren.
 

Weitere Filme mit Otto Reuter:
Mensch, was hast Du nun davon? (07) Du bist doch sonst nicht so (07) Die Natur lässt sich nicht befehlen (07) Nee sowas (07) Der Riesenhut (08) Teures Vaterland (08) Wo hast Du Dein Wehwehchen (10) Trink mer noch 'n Tröpfchen (10) Streikkouplet (10) Gib mir Deine - ich geb Dir meine (09) Mit dem Zippel, mit dem Zappel, mit dem Zeppelin (10) Gib Du mir Deine (10) Denken Sie sich bloss mal an (10) Alles weg'n der Leut (10) Aenneken, Männeken (10) Ha, die Männer (12) Otto hat Pech (15) Otto, der Kinostar und der Dackel (15)