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Margrit Braegger war eine vielseitige Künstlerin – sie war Sängerin, Musikerin, Komponistin, Regisseurin, Schriftstellerin und nicht zuletzt eine sehr begabte Illustratorin.

Geboren wurde sie am 15. September 1906 in St. Gallen als Tochter des bekannten Malers Carl Braegger (1875-1907), von dem sie ihr künstlerisches Talent geerbt hatte. Ihre Mutter förderte sie in dieser Richtung.
Als sie noch nicht einmal ein Jahr alt Jahr verlor sie ihren Vater, der nach längerer Krankheit im Alter von nur 32 Jahren verstarb. Ihre Mutter zog sich zusammen mit Ihrer Tochter zurück und sie mieden auch zum Leidwesen der Verwandten den Kontakt zu den Angehörigen.

Nach ihrer schulischen Ausbildung studierte Margrit Braegger Gesang und Klavier und verkörperte nach Abschluss des Studiums kleinere Rollen am Stadttheater in Zürich und St. Gallen.
Ihr Gesangsdebüt gab sie bereits 1930 am Stadttheater in Zürich im Stück „Hoffmanns Erzählungen“. Darin verkörperte sie die Rolle der Olympia.

Schliesslich entdeckte sie das Puppentheater für sich und sie kreierte eigene Puppen und Tiere, malte die Puppenbühnen-Kulissen und schrieb teilweise eigene Geschichten dazu. Sie tourte zwischen 1934 und 1939 mit ihrem Puppenkabinett durch viele Städe in der Schweiz, wo sie unzählige Kinder begeisterte.

1935 führte sie unter dem Pseudonym Grete Berg erstmals einen Kinderliederabend in Bern durch, für die sie auch die Kostüme, die Puppen und Dekorationen entwarf. Die Kinderlieder wurden dabei nicht nur gesungen sondern auch schauspielerisch verwertet, wobei sich Margrit Braegger nicht nur auf das Singen beschränkte sondern auch auf der Bühne tanzte. Die Aufführung war derart erfolgreich, dass später an anderen Stätten wie Zürich Kaufleuten ebenfalls der Kinderliederabend aufgeführt wurde. Im darauffolgenden Jahr folgte in Bern und Zürich eine ebenfalls mit Puppen und Kostümen belebte Darbietung unter dem Titel "Buntes Bilderbuch".

1938 folgte die ebenfalls erfolgreiche Aufführung "Bim Wunderdoktor Schnurrliwupp", in denen sie als Grete Berg ihre zahlreichen Tierpuppen in einem Dialektspiel aufführte. Im gleichen Jahr entstand die Puppenaufführung "Es war einmal" am Stadttheater St. Gallen.

In den kommenden Jahren setzte sie auch ihre Gesangskarriere erfolgreich fort und sie erhielt Engagements in Wien, München und Paris, ehe der Ausbruch des 2. Weltkrieges ihre internationale Laufbahn unterbrach.
Stattdessen sang sie weiterhin in der Schweiz, unter anderem 1944 im Gemeindesaal Burgdorf, wo sie unter der musikalischen Leitung von Engelbert Kreml vier Brahms-Lieder vortrug und 1945 in der Rolle der Agnes in Hans Pfitzners „Der arme Heinrich“ am Musikkollegium Winterthur agierte. Zudem war sie Solistin beim Orchesterkonzert im Stadthaus Winterthur. Im gleichen Jahr war sie als Sängerin beim Konzert "Kinderkreuzzug" in Basel engagiert. 1946 sang sie Beethovens Szene und Arie „Ah! Perfido!“.

Als im Oktober 1946 in Genf die Genfer Gesellschaft für deutsche Kunst und Literatur durch Franz von Hoesslin eröffnet werden sollte, verstarb von Hoesslin kurz vor der Aufführung. Das geplante Konzert wurde zur Gedenkfeier des Komponisten und Dirigenten und Margrit Braegger sang zu seinen Ehren einige Lieder zu Texten bekannter Autoren.
Die Kritik zu dieser Darbietung schrieb damals in der Neuen Zürcher Zeitung vom 23. Oktober 1946:
Margrit Braegger aus St. Gallen, die vom Komponisten für die Wiedergabe seiner Werke vorgesehen war, sang mit einer erstaunlich umfangreichen Stimme und mit leidenschaftlicher Hingabe erstmals ein dutzend Lieder zu herrlichen Gedichten von Hölderlin, Mörike und Rilke.
Im darauffolgenden Jahr folgte zum Gedenken an Franz von Hoesslin ein Gesangs-Abend im Schubert-Saal in Wien statt, wo sie unter Begleitung von Max Sturzenegger am Klavier "Sechs Sonetten einer Griechin" und "Sieben Lieder nach Gedichten von Hölderlin" sang.

Weitere Auftritte als Sängerin hatte sie 1947 im Stück „Le Laudi“ des Komponisten Hermann Suter in Bern - dazu schrieb das Berner Schulblatt: "Mit Margrit Braegger lernten wir einen neuen, sehr kultivierten Sopran kennen, der die grossen, schwingenden Linienzüge und die zarten, lang gedehnten Piani in der Höhe überlegen beherrschte" und im November 1948 erhielt sie eine Einladung nach Genf, wo sie als Sängerin zur Feier des 65. Geburtstages des Komponisten Gottfried Bohnenblust auftrat und in Begleitung der Musikerin Martha Tappolet Lieder des Jubilars vortrug.

Ab Ende der 40er Jahre wandte sie sich vermehrt dem Märchenreich zu und sie schrieb Märchen und Kinderlieder, zu denen sie auch die Musik komponierte. Daneben erschienen ihre Märchen auch in Buchform, für die sie wunderbare Illustrationen zu Papier brachte.
Ihre selbstverfassten Märchen wurden teilweise auf Theaterbühnen in St. Gallen, Baden, Bern und Luzern aufgeführt, bei einigen führte sie auch die Regie.

Ebenfalls beliebt waren ab Ende der 50er Jahre ihre zum Teil selbstgeschriebenen Märchen, teils ins Schweizerdeutsch übersetzte bekannte Märchen auf Schallplatten. Dazu gehören „Chasperlispiel vo de Margrit Braegger – De Tüüfel als Seiltänzer & s'Zauberpäckli“, „De wiiss Rab Pumsli im Zirkus“, „Die flügend Biberfrau“, „De Froschkönig“, „d'Zauberfädere vom Pumsli“, „Frau Holle“ „Das goldene Ei“ und „Hex Zitterbein möcht Königin sein“.
Margrit Braegger schrieb nicht nur die Geschichten für die Schallplatten sondern komponierte auch die Lieder und begleitete die Sprecher mit dem Klavier. Die Sprecher waren meist die bekannten Schauspielerinnen Ines Torelli und Ursula Schäppi.
Ihr Märchen „Hex Zitterbein möcht Königin sein“ wurde vom bekannten Komponisten Paul Burkhard musikalisch vertont. Dieses Stück wurde 1960 am Berner Stadttheater zur Aufführung gebracht, Regie führte Toni von Tuason. Margrit Braegger entwarf zu dieser Aufführung alle Tiermasken, das Bühnenbild wurde von Hannes Zaug beigesteuert. Als cleverer Schachzug erwies sich die Herausgabe dieses Märchens in Buchform, welches noch vor der Aufführung auf den Markt kam und eine Schallplatte mit den Liedern von Paul Burkhard beinhaltete und von Margrit Braegger liebevoll illustriert wurde.
Die Kritik im „Der Bund“ vom 5. Dezember 1960 schrieb zur Theateraufführung:
Die Autorin, in der Ostschweiz längst als Verfasserin zahlreicher Theaterstücke für Kinder und Herausgeberin einer vergnüglichen Jugendzeitschrift (TAPS) bekannt, hat ihr ganzes Herz und ein reiches Einfühlungsvermögen ins kindliche Gemüt in ihr neues Märchenspiel gelegt, dessen phantastischer Inhalt kleine und grosse Kinder zu begeistern vermochte. Paul Burkhard komponierte dazu eine Reihe vergnüglicher Melodien, die unter der Stabführung von Ernst Hametner das Spielgeschehen vortrefflich abrunden“.

Dieses Märchen wurde in späteren Jahren auch von anderen Bühnen aufgeführt.

Erfahrungen beim Theater mit Umsetzungen ihrer Märchengeschichten sammelte Margrit Braegger bereits zuvor 1952 bei der Aufführung von „König Schlotterich“ im Kurtheater Baden, bei dem sie auch zusammen mit Walter Kochner die Regie führte. Drei Jahre später folgte an gleicher Stelle die Aufführung von „Die Prinzessin auf der Erbse“, kurze Zeit später wurde das Stück unter ihrer Regie auch am Stadttheater St. Gallen vom dortigen Theaterensemble aufgeführt.

Am Stadttheater Luzern wurde 1955 ihr Märchen "Das verlorene Hemdchen" aufgeführt. 1956 folgte ihre Regiearbeit „Die Bremer Stadtmusikanten“, erneut im Kurtheater Baden und im Jahr darauf wurde von dieser Aufführung eine Fernsehsendung aufgenommen und ausgestrahlt.
Am Luzerner Stadttheater wurde 1959 ihr Märchen "Die Reise des Sankt Nikolaus" (Arbeitstitel: Dochti, Flacki und Funzel) aufgeführt.

In Erinnerung geblieben ist Margrit Braegger sicherlich für ihre tollen Illustrationen zu den Märchenbüchern – einige veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Grete Berg - aber auch mit der von ihr 1952 gegründeten Jugendzeitschrift „TAPS“, die man als Kind bei den Detaillisten gratis erhielt und vom E. Löpfe-Benz Verlag publiziert wurde.

1967 erhielt sie vom St. Galler Stadtrat eine Anerkennunsgabe in Anerkennung der vielseitigen Lebensarbeit als dichtende, spielende und musizierende 'Märlitante'. Ihre wertvolle Besonderheit liegt im vertrauten Zwiegespräch zwischen Mutter und Kind.

Margrit Braegger - die in einem Interview von 1954 sagte: Um es ganz kurz zu machen, möchte ich sagen, dass ich in St.Gallen geboren bin und zur Schule ging (wenn auch nicht gern) und nach Gastspielen in anderen Berufen endgültig meine Tätigkeit gefunden habe, die mich befriedigt und glücklich macht. - lebte in enger Verbundenheit mit ihrer Mutter Adèle Braegger-Weber im Heiligenkreuz-Quartier in St. Gallen und die beiden galten als liebenswürdiges, etwas abgehobenes Paar, welches mit ihren Hunden das Alltagsbild prägten.

Margrit Braegger verstarb am 31. August 1970 in St. Gallen, nur einen Monat nach dem Tod ihrer Mutter, die im Alter von 91 Jahren verstarb.

Ein Dank geht an Frau Rosmarie Früh für die Zurverfügungstellung ihres Berichtes über Margrit Braegger, erschienen im Buch „blütenweiss bis rabenschwarz. St. Galler Frauen – 200 Porträts“ beim Limmat Verlag Zürich 2003.


Hinweis:
Alle abgebildeten Zeichnungen auf dieser Homepage und Folgeseiten der Künstlerin Margrit Braegger mit freundlicher Genehmigung der Familie Braegger.


Die Abbildungen der Werke von Margrit Braegger dienen ausschliesslich der Illustration der Arbeiten der

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