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Globi – Eine (Deutsch-) Schweizer Erfolgsgeschichte


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Die wohl bekannteste Schweizer Comic-Figur, mit der bereits mehrere Generationen von Kindern aufgewachsen sind, ist sicherlich Globi.

Ignatius Karl Schiele, welcher 1931 als Werbechef das Globus-Magazin übernahm, liess 1932 zum 25jährigen Jubiläum des Globus-Kaufhauses eine Werbefigur vom Illustrator Robert Lips kreieren. Heraus kam ein blauer Pagagei mit Baskenmütze und karierten Hosen. In der Anfangszeit glich Globi allerdings eher einem gerupften Huhn, doch dies änderte sich schnell.
Schiele avancierte somit zum geistigen Vater von Globi und Lips zum Schöpfer desselben.

Vorgestellt wurde Globi erstmals 1933 in einer Festzeitschrift, zudem wurden mehrere Kaufhaus-Feste veranstaltet, an denen ein Mitarbeiter im Globi-Kostüm zum Magneten unzähliger Kinder wurde. Zudem kam Ignatius Karl Schiele die geniale Idee, eine Schlagzeile in den Zeitungen aufzugreifen, welche lautete, dass aus dem Zürcher Zoo ein Panther entflohen war und die Bevölkerung in Angst versetzte. Robert Lips zeichnete in Schieles Auftrag die Geschichte "Globi auf der Panther-Jagd", welche in sechs Teilen in verschiedenen Tageszeitungen abgedruckt wurde.
Die erfolgreichen Veranstaltungen im Kaufhaus indes wurden wieder eingestellt, da der Rummel im Kaufhaus derart gross wurde, dass es das Tagesgeschäft beeinträchtige. Dafür erschienen ein Jahr später Globis erste Abenteuer im neugegründeten Magazin „Der Globi“.  Die Titelbilder dieses Magazins wurden meist von Eugen Hartung und später Rudolf Levers gezeichnet.


Hauszeitung  Globus
Nr. 5 von 1942 mit Alfred Bruggmann, Ignazius Karl Schiele und Robert Lips


Jugendzeitschrift "Der Globi" von 1932

Jugendzeitschrift "Der Globi" von 1939

Jugendzeitschrift "Der Globi" von 1940

Kinderzeitschrift "Der Globi" von 1941

Jugendzeitschrift "Der Globi" von 1942

Kinderzeitschrift "Der Globi" von 1942

Jugendzeitschrift "Der Globi" von 1942

Jugendzeitschrift "Der Globi" von 1943

Jugendzeitschrift "Der Globi" von 1945

Schnell erfreute sich der Comic einer grossen Leserschaft und Globi wurde selbständig. Man veröffentlichte 1935 den ersten eigenständigen Globi-Band „Globis Weltreise“. Begleitet wurden die Illustrationen von Robert Lips mit zu den Bilder passenden Versen, die zunächst von Alfred Bruggmann verfasst wurden. Es war dies der Beginn einer Erfolgsstory, die im Schweizer Comic-Markt einzigartig ist.

1936 entstand der erste Globi-Fan-Club der Schweiz und das Ereignis wird in der Globi-Zeitschrift aufgegriffen. Schnell entstanden zahlreiche weitere Globi-Clubs und man kreierte für die Mitglieder die Bezeichnung "Globianer".
Damit war der Weg zum grossen Erfolg geebnet. 1938 erschien der zweite Globi-Band mit „Globi junior“ und seitdem wurde jedes Jahr mindestens ein neuer Globi-Band erschaffen, die die Kinderherzen erfreuten. Diese Serie hielt bis 1966 an.

Zu den weiteren Publikationen der kommenden Jahre, die allesamt von Robert Lips gezeichnet wurden, gehören „Globi an der Landesausstellung“ (39), „Globi in der Verbannung“ (39), „Geschwister Globi“ (40), „Globi wird Soldat“ (40) – der Band wurde von General Guisan persönlich abgesegnet, „Globi im Zirkus“ (41), „Wie Globi Bauer wurde“ (41) – dies war der erfolgreichste aller Globi-Bände, „Globi im Märchenreich“ (42) und „Globis Siege und Niederlagen“ (43).

Durch den enormen Erfolg drängte sich schliesslich die Idee auf, die Globi-Bücher in einem eigenständigen Verlag herauszugeben und man gründete 1944 den Globi-Verlag. Dies hatte auch einen kommerziellen Grund. Da der Schweizer Buchhandel sich bisher weigerte, Globi-Bücher zu verkaufen, da es sich ja immer noch um eine Werbefigur handelte, konnte man mit der Gründung des Verlags eine Abkoppelung zum Kaufhaus signalisieren. Fortan wurden nun die Globi-Abenteuer auch im Buchhandel angeboten.
Nur ein Jahr später wurde der Globi-Verlag selber ein vollwertiges Mitglied des Schweizerischen Buchhändler- und Verleger-Verbandes.

In den nächsten Jahren setzte sich der Siegeszug von Globi fort und 1948 überschritt die Gesamtauflage erstmals die Millionengrenze.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs konnte man Globi auch in anderen europäischen Ländern als Buch verlegen, darunter Holland, Deutschland, Brasilien und Belgien. In Skandinavien erschien Globi als Comic-Strip in 18 verschiedenen Zeitungen. Man wagte gar den Sprung in die USA, wo die Herausgeberin der Jugenszeitschrift "Story Parade" - Miss Lockie Parker - Globi unter dem Titel "Globy the Funmaker" (48) erstmals vorstellte. Dort wurden die Geschichten im Gegensatz zu den Schweizer Publikationen in Farbe herausgebracht. Die "Globilisierung" indes schlug fehl. Die Präsentation in den USA blieb nur ein kurzes Gastspiel und endete 1953 mit dem Globi-Band „Globi bei den Indianern“. 

In den kommenden Jahren erschienen die von Robert Lips gezeichneten Bände
Mit Globi und Käpten Pum um die Welt (44), Globi in Torlikon (45), Globi erlebt Paris (46), Globis Abenteuer an der Chilbi (47), Globi der Kinderfreund (47), Globi treibt Sport (48), Globi will ins Schlaraffenland (49), Freund Globi im Urwald (50), Globis lustige Einfälle (51), Globis abenteuerliche Fahrt in andere Welten (52), Globi bei den Indianern (53), Globi im Reiche der Tiere (54), Globis neue Erlebnisse (55), Globis Kampf um die Schatz-Insel (56), Globi und Pinoccio in Venedig (57), Globis Abenteuer auf dem Meeresgrund (58), Globi im Lande der Spanier (59), Globis toller Tag (60), Globi beim Fernsehen (61), Globis Taten in Amerika (62), Globi kann alles (63), Globi, König der Spassmacher (65), Globi als Detektiv (65) und Globi und Robi und ihr seltsamer Zoo (66).

Die über 30 Jahre andauernde Zusammenarbeit zwischen Robert Lips (vom Charakter her ein Bonvivant) und Ignatius Karl Schiele (vom Charakter her autoritär) war immer wieder durch die sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten auf die Probe gestellt worden. Schliesslich kam es 1966 zum Verwürfnis und Robert Lips stellte seine Zeichentätigkeit für Globi ein. Der Band "Globi und Robi und ihr unterhaltsamer Zoo" (66) war sein 33. und offiziell letzter Band für den Globi-Verlag.

Der Globi-Verlag hatte grösste Mühe, einen Nachfolge-Zeichner zu finden, der den Stil des aktuellen Globis übernehmen konnte. Und ein Jahr später trat Ignatius Karl Schiele in den Ruhestand und übergab die Leitung an Emil Bannwart. In dieser Phase kam die Produktion von neuen Globibüchern kurzzeitig ins Stocken und gar ein Verkauf des Verlages wurde in Erwägung gezogen. Man entschied sich, diese Durststrecke mit dem Verlegen früherer Globi-Ausgaben unter neuem Namen zu überbrücken, um weiterhin jedes Jahr einen Globi-Band herausgeben zu können.
Zu diesen Bänden gehören „Globis Geheimnis“ (67), welches 1942 als „Globi im Märchenreich“ herauskam, „Globis lustige Streiche im Narrendorf“ (68), welches 1945 als „Globi in Torlikon“ publiziert wurde, „Familie Globis Erlebnisse und Streiche“ (69), welches 1939 als „Globi an der Landesausstellung“ erschien und nun mit weiteren Geschichten - von Schiele ausgesucht - angereichert wurde, "Globis Weltreise" (70), welches unter gleichem Titel bereits 1935 herauskam. Darin wurden neue Bilder und Verse ergänzt. Und schliesslich "Globi, so ein Lausbub" (71), wo erneut der Band "Globi an der Landesausstellung" Pate stand und noch mit weiteren bis dato nicht publizierten Seiten ergänzt wurde.

Robert Lips selber zeichnete keine neuen Geschichten mehr und er hatte zudem mit Alkoholproblemen zu kämpfen. 1975 wurde er im Alter von nur 63 Jahren tot in einem Hotelzimmer aufgefunden.

Um keinen längeren Unterbruch in Kauf zu nehmen, benutzte man anschliessend weitere unveröffentlichte Zeichnungen von Robert Lips und stellte diese zu einer neuen Geschichte zusammen, da man keinen neuen Zeichner zur Hand hatte, der den Globi-Stil imitieren konnte. Obwohl Ignatius Karl Schiele bereits pensioniert war, kümmerte er sich immer noch um die Globi-Bücher und erschien weiterhin im Büro. Er stellte in dieser Zeit auch etliche unveröffentlichte Zeichnungen von Robert Lips zusammen, um diese als neue Globi-Bände zu publizieren, um die Krisenzeit zu überbrücken und eine lückenlose Erscheinung der Globi-Bücher zu garantieren. 

So waren die nächsten Ausgaben „Aus Globis Fabelwelt“ (72), „Aus Globis heiterem Leben“ (73) und „Die 100 lustigsten Globi-Streiche“ (74) eher einzelne Episoden als ganze Geschichten.

Schliesslich wurde Werner Büchi (1916-1999) als Zeichner engagiert und es entstanden neue Globi-Abenteuer mit „Globis Glanz-Idee“ (75) und „Globi, der kühne Erfinder“ (77). Dazwischen und danach kamen wieder Bücher aus dem Fundus nicht veröffentlichter Zeichnungen von Robert Lips heraus wie „Mit Globi durch dick und dünn“ (76), „Globis tolle Überraschung“ (78) und „Mit Globi auf grosser Fahrt“ (79).
Das Buch "Mit Globi durch dick und dünn" (76) basierte auf Zeichnungen von Robert Lips für die Copo-Serie. Er trat die Rechte an den Bildern ab und diese wurden für Globi verwendet. Robert Lips wurde nur noch als Ideen-Geber genannt. Die Texte schrieb Robert Bruggmann, der Sohn von Alfred Bruggmann, Verseschmied der ersten Stunde. Es war auch gleichzeitig der erste Band, an dem Ignatius Karl Schiele erstmals nichts mehr zu tun hatte.

Doch Werner Büchi konnte sich nicht als Illustrator bei Globi durchsetzen, die optisch etwas andere Umsetzung kam bei den Lesern offenbar nicht an. So blieb es bei zwei Büchern aus seiner Hand.

In dieser Zeit der Krise konnte Globi ein neues Publikum ansprechen, als Karen Meffert 1976 das erste Globi-Hörspiel herstellt mit "Globis Abenteuer". Bereits hier wurde Walter Andreas Müller für die Stimme von Globi engagiert, welcher in den folgenden Jahren für zahlreiche weitere Globi-Geschichten seine Stimme lieh.

Schliesslich wurde auch die Krise betreffend der Erstellung neuer Globi-Bände überwunden. Es war ein Glücksfall für den Globi-Verlag, als sich der Illustrator Peter Heinzer (1945-2015) für die Globi-Geschichten bewarb und sein Zeichenstil entsprach vollständig jenem von Robert Lips.
Begeistert nahm der Globi-Verlag den Zeichner Peter Heinzer unter Vertrag und etablierte damit die zweite erfolgreiche Phase von Globi. Peter Heinzer kann als Retter des Globi-Verlags angesehen werden, da man vor seinem Engagement mit dem Gedanken spielte, den Verlag an einen Kinderbuchverlag zu verkaufen.
Peter Heinzer zeichnete die kommenden 23 Jahre fast alle neuen Globi-Bände mit wenigen Ausnahmen, die von seinem spätere Nachfolger Heiri Schmid stammten.

Zu Peter Heinzers Globi-Arbeiten gehören Globi im Wilden Westen (80), Globis Abenteuer im Traumland (81), Globi bei den Höhlenbewohnern (82), Wie Globi Ritter wurde (83), Globis abenteuerliche Schweizerreise (84), Globi bei der Feuerwehr (85), Globi der Seefahrer (86), Globi bei den Pfadfindern (87), Globi bei der Rettungsflugwacht (88), Globi und Kasperli (89), Globis Abenteuer im Weltraum (90), Globi und Wilhelm Tell (91), Globis Geburtstag (92), Globi – Streiche aus den ersten Jahren (93), Globi im Nationalpark (94), Globi hilft der Polizei (94), Globi und der Madagaskar-Vogel (95), Globi und Panda reisen um die Welt (96), Hotel Globi (98), Globis Zoo (02) und Globi für alle Fälle (03).
Die Popularität, die die Globi-Bände nach wie vor geniessen, zeigte sich auch 1997, als von der Post eine Sondermarke mit einem Globi-Motiv in Umlauf gebracht wurde.

Nach dem Abgang von Peter Heinzer 2003 übernahm Heiri Schmid die Globi-Reihe exklusiv als Zeichner, zuvor hatte er schon mehrere Bände während der Ära Peter Heinzer gezeichnet. Zu seinen Büchern gehören Globi bei der Post (97), Globi der Sportreporter (99), Globi wird Filmstar (00), Globi und die Bahn (01), Globi und die Insel der Riesenschmetterlinge (04), Globi beim Roten Kreuz (05), Globis Alpenreise (06), Globi bei den Nashörnern (07), Globi und der Polarforscher (08), Globi bei den Kelten (09), Globi am Flughafen (10), Globi – die schönsten Geschichten aus 80 Jahren (12) und Globis Reise ins Herz der Schweiz (12).

Danach zog sich Heiri Schmid von den Globi-Aufträgen zurück und die nächsten Ausgaben wurden jeweils von Samuel Glättli bei Globi in der Schule (11), Globi und die Pirateninsel (12), Globi, der schlaue Bauer (14), Globi und der Goldraub (16), Globi und die Tiere im Zoo (18) und Globi im Spital (20) und von Daniel Frick bei Globi beim Fernsehen (13), Globi im alten China (15), Globi und die verrückte Maschine (17), Globis Abenteuer in Rom (19), Globi und der kleine Drache (19) und Globi auf der Alp (20) gezeichnet. Man darf gespannt sein, ob sich in den nächsten Jahren ein neuer Hauszeichner etablieren wird und wie sich die Optik von Globi im Zeitalter des Computers verändern wird. Klassische Handzeichnungen, wie damals von Robert Lips zu Papier gebracht, dürften leider der Vergangenheit angehören.

Nebst den Zeichnern prägten auch die Verseschmiede das Gesicht der Globi-Bände. Diese werden traditionell mit sechs Vierzeilern pro Seite versehen, wobei die ersten beiden Zeilen jeweils acht Silben und die folgenden zwei Zeilen jeweils sieben Silben aufweisen.
Der erste Verseschmied war Alfred Bruggmann (1896-1958), der bis und mit Band 25 den Text kreierte. Der 1. Band wies noch keine Verse auf, womit das Debüt von Alfred Bruggmann auf den 2. Band fiel. Sein Nachfolger wurde 1959 Jakob Stäheli (1918-2004). Es folgte 1966 Robert Bruggmann, wobei sich Bruggmann und Stäheli in den nächsten Jahren abwechselten und ab 1980 Guido Strebel. Strebel - der schon von 1948 bis 1951 als Buchhändler für den Globi-Verlag arbeitete - schrieb mit wenigen Ausnahmen, wo nochmals Robert Bruggmann und Jakob Stäheli zum Einsatz kamen, alle Verse bis 2004. 2005 folgte Christoph Schuler und seit 2007 schreibt Jürg Lendenmann die Reime.
Ein Entwurf der Verse von Jakob Stäheli von 1974 zeigt einen Einblick in die Arbeit. Der Text wurde von Ignatius Karl Schiele auf Tippfehler überprüft und einzelne Wörter ersetzt. Telefonisch holte er sich danach die Zustimmung von Jakob Stäheli ein - siehe Beispielseiten mit freundlicher Genehmigung Familie Stäheli.

Die Globi-Bücher wurden bis heute über 9 Millionen mal verkauft. 2005 wurde gar ein abendfüllender Trickfilm mit Globi ins Kino gebracht. Der Film konnte sich aber nicht durchsetzen, da er eine untypische Geschichte erzählte und sich auch zeichnerisch stark von der Original-Vorlage unterschied.
Daneben entstehen auch unzählige Globi-Hörspielkassetten, die in zahlreichen Kinderzimmern gespielt werden.

Obwohl Globi in der Schweiz einen Kult-Status geniesst, beschränkte sich sein Erfolg auf die Deutschschweiz. In den anderen Sprachregionen wurde er nie derart populär, zu stark war speziell im französisch sprechenden Teil der Schweiz der Comicmarkt vom Ausland beeinflusst, der von Frankreich und Belgien aus kam.

Nebst Globi haben sich noch zwei weitere Comics als Schweizer Eigenproduktionen durchgesetzt – zum einen Ringgi + Zofi (die Comic-Serie wurde nach mehreren Jahrzehnten eingestellt) und Papa Moll. Diese Comic-Serie läuft auch heute noch und wird ebenfalls vom Globi-Verlag vertrieben.




Viele Globi-Bände können direkt beim Globi-Verlag bezogen werden.



Sonderbericht
Wie Globi ins Schlaraffenland kam

Mit bisher unveröffentlichtem Material

Dass Globi ein Abenteuer im Schlaraffenland erleben sollte, kam bereits 1946 erstmals zur Sprache. In einem Brief vom 17. September 1946 schlug I. K. Schiele das Thema "Scharaffenland" vor, bereits zwei Tage später trafen sich Ignatius Karl Schiele und Robert Lips um 18.00 Uhr im Zürcher Bahnhofsbuffet. Die Besprechung dauerte fünf Stunden und endete um 23.00 Uhr.
Von diesem Treffen blieb ein handschriftliches Protokoll erhalten (ein Dank geht hier an Beat Frischknecht für die Zurverfügungstellung des Schreibens) mit folgenden Notizen:

Geplant waren Globiausgaben zu den Themen "Schlaraffenland" (realisiert 1949 mit "Globi will ins Schlaraffenland"), "Venedig" (realisiert 1957 mit "Mit Globi und Pinocchio nach Venedig") und "Märchenwald" mit zwei neuen Figuren (wohl eine Fortsetzung von "Globi im Märchenreich" 1942). Letzteres wurde jedoch nicht umgesetzt.
Für die Geschichte zum Schlaraffenland wurden bereits konkrete Gedanken ausgearbeitet. So wird der darin vorkommende Türhüter wie folgt beschrieben: - ein komischer Kauz! - ganz ungewohnt.
Türhüter: Ich bin Bürger aus einer anderen Welt.
Globi: Aus was für einer?
Türhüter: Aus dem Schlaraffenland.
Globi: Erzähl, wie sieht es dort aus?
Türhüter:
Schildert...
Globi: Da möcht ich auch hin.
Türhüter: 7 Aufgaben.

Somit war der Rahmen für die Ausgestaltung der Geschichte gegeben.

Weitere Details folgten im Protokoll:
Nach jeder Aufgabe zeigt sich Türhüter (Kopf!) und gibt Zeichen, ob Aufgabe in seinem Sinn gelungen oder misslungen. Zwei Skizzen einer Hand zeigen: Daumen nach unten = Aufgabe nicht gelöst, Daumen nach oben = Aufgabe gelöst.
Die Aufgaben sollen drei Themen umfassen: -körperliche, -geistige, -moralische

Die sieben gestellten Aufgaben wurden wie folgt beschrieben:
1. Sport   2. techn. Erfindung   3. Tier-Dressur   4. auf dem hohen Seil   5. fängt einen Verbrecher   6. gute Tat (Rettung)   7. ....
Der Türhüter wird zudem optisch beschrieben: dick, voll, rund. Symbol von Schlaraffia.

Danach wurde der weitere Gang der Geschichte ausgefeilt:
So heisst es im Protokoll, dass Globi 7 x Chance zum lösen hat. Die ersten sechs Versuche misslingen, beim siebten Versuch löst er die Aufgabe per Zufall richtig.
Globi meint, es käme auf effektive Leistung an. Türhüter lässt ihn im Unklaren über gewünschte Art der Lösung.
Globi - nach seiner Tat - glaubt, die positive Leistung sei entscheidend.
Nach Bravourlösung: wird abgewinkt. Türhüter blickt um die Ecke, Finger nach unten.
Globi steigert seine Leistung - wieder umsonst.
7. Aufgabe misslingt, d.h. Zufalls-Leistung: Bravo.
Türhüter: Auf das kommt's im Schlaraffenland an: die Faulheit entscheidet. Gekrönt wird dies mit "le minister du travaux fini" - das ist der Bürgerbrief für Schlaraffia.

Auf der nächsten Seite steht geschrieben:
Am Schluss eine gute spontane Tat -- wird dafür ausgeschlossen, ausgebürgert.
----------------
Übergang
Bei Nacht führt Türhüter Globi auf unbekannten Wegen vor Eingangstor, 13 Schlösser. Offen; immer alles hell.

---Ende des Protokolls---


Um die Welt des Schlaraffenlandes in Bildern umzusetzen, nahm man das Gedicht "Das Schlaraffenland" von Hans Sachs (1494-1576) als Vorlage. So kamen Figuren wie das gebratene Schwein mit Besteck im Rücken steckend zustande. Im Vorwort des Bandes wird zudem ein kleiner Auszug aus dessen Gedicht wiedergegeben.

Robert Lips machte sich schliesslich an die zeichnerische Umsetzung und er schuf innerhalb von zwei Wochen 52 Inhaltsseiten, vier farbige Umschlagsvorschläge und zwei Vignetten als Bleistiftskizzen, die er Ignatius Karl Schiele am 2. Oktober 1946 zusandte. Nachstehend einige dieser Bleistiftskizzen (ein Dank geht hier erneut an Beat Frischknecht), die sich noch nahe an den im Protokoll vorskizzierten Geschichte und dem Gedicht von Hans Sachs hielten.


Seite 1
Wegen schlechtem
Wetter können die Kinder draussen nicht spielen. Doch da
kommt Besuch

Seite 2
Dieser bringt ein Buch
mit, das er vorlesen
will. Die Kinder rufen
ihre Freunde an.

Seite 3
Vor einer neugierigen Kinderschar beginnt die Erzählung des neuen Abenteuers von Globi

Seite 4
Globi trifft den
Türhüter

Seite 47
Globi im
Schlaraffenland

Seite 48
Im Schlaraffenland mit
Motiven basierend
auf dem Gedicht von
Hans Sachs

Seite 49
Globi mit
einer guten Tag, die
ihn für das Schlaraffen-
land disqualifiziert

Seite 50
Globi wird
aus dem Schlaraffen-
land geführt

Seite 51
Der Besuch
schliesst seine Lesung
für die Kinder 

Von den hier gezeigten Bildern hatte lediglich die Seite 4 in etwas abgeänderter Form den Weg in das Endprodukt geschafft. Dies zeigt, dass an den Geschichten immer wieder Anpassungen vorgenommen wurden.

In den folgenden Wochen wurde fleissig an den Details des Buches gefeilt, was sich auch in der Korrespondenz zwischen Lips und Schiele widerspiegelt.
Am 18. Januar 1947 sandte Robert Lips zwei weitere Umschlagsskizzen an I. K. Schiele. Nach einem Telefongespräch am 22. Januar 1947 folgte eine briefliche Zusammenfassung von Schiele am Folgetag betreffend detaillierten Korrekturen der Umschlagseiten.

Am 4. Februar 1947 präsentierte Robert Lips alle Reinzeichnungen inkl. der fertig erstellten Umschlagseiten und Vignetten.

Was heute nicht mehr bekannt ist und hier zum ersten Mal gezeigt wird ist, dass selbst die fertig erstellte Globi-Fassung in Tusche nachträglich noch einige Korrekturen erfahren hatte.
Nachdem Robert Lips den Bildband "Globi will ins Schlaraffenland" fertig gestellt hatte, wurde die Geschichte Emil Bannwart zur Ansicht gegeben. Dieser war u.a. der Leiter des Globi-Clubs und hatte engen Kontakt zu den Kindern und kannte deren Wünsche und Ansichten. Berühmt waren seine Auftritte in der Maske von Globi an Umzügen, Quartierfesten und an der Fasnacht, wo er die Kinder begeisterte. Für die Kinder wurde er zum "Unglle Banni". 1967 wurde Emil Bannwart Nachfolger von Verlagsleiter Ignatius Karl Schiele, der aus Altersgründen zurücktrat.

Die schriftliche Kritik von Emil Bannwart vom 06. Februar 1947 (siehe links) blieb erhalten und zeigt seinen Einfluss auf das Endprodukt.
Sein Gesamteindruck des Buches war positiv und er beschrieb es als äusserst spannend. Er bemängelte jedoch den fehlenden Humor.
Speziell negativ äusserste er sich über die Auflösung am Ende des Buches, als Globi aus dem Schlaf erwacht und sich seine Abenteuer im Schlaraffenland als Traum entpuppten. Emil Bannwart strich hier hervor, dass Robert Lips bereits beim Band "Globi im Märchenreich" den gleichen Fehler begangen hätte und die Kinder sich ihm gegenüber enttäuscht äusserten, dass Globi am Ende der Geschichte gar nicht im Märchenland war, sondern dies nur geträumt hatte. Gerne hätten sie geglaubt, dass Globi tatsächlich diese tollen Sachen erlebt hätte. Emil Bannwart räumte ein, dass Globi ein Fabelwesen ist und man die Kinder ruhig in diesem bezaubernden Glauben belassen könnte. Es bestünde kein Grund, diese Fantasie-Welt zu zerstören.

Und tatsächlich setzte sich diese Meinung von Emil Bannwart durch und Robert Lips änderte das Ende des Buches ab. Dazu musste er den Schluss mit einer zusätzlichen neuen Seite umsetzen. Insgesamt blieben am Ende sechs Seiten, die für das Schlaraffenland vorgesehen waren, übrig, teilweise ersetzt durch andere Prüfungsaufgaben.

Für Robert Lips waren die Aufträge für die Globi-Bücher immer eine willkommene Gelegenheit, seinen Lebensunterhalt mit seiner künstlerischen Arbeit bestreiten zu können, obwohl er es später als Fluch empfand, dass sein Name "nur" mit Globi in Verbindung gebracht wurde. Seine anderen künstlerischen Arbeiten standen stets im Schatten von Globi.
Rechts ist die Abrechnung für die Zeichnungen zu "Globi will ins Schlaraffenland" abgebildet, die besagt, dass Robert Lips einen Lohn von Fr. 5'000.- erhalten hatte.

Die damals nicht publizierten Original-Zeichnungen werden hier ebenfalls zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.


Wie Globi den nächsten
Brief findet.

Die vorgesehene technische...

...Erfindung, wie es auch...

...noch im Protokoll...

...stand, wurde schliesslich...

...kpl. gestrichen.

Zudem wurden zwei von...

...fünf vorgeschlagenen
Vignetten nicht publiziert.

Desweiteren wurden zwei bestehende Seiten angepasst. Zum einen die Seite 77, wo im letzten Bild Globi zuerst auf eigenen Füssen die Seilbahnstation nach seinem Sturz verlässt. Dies wurde ersetzt durch einen Mann, der Globi nun auf seinen Schultern auf den Berg trägt. Und wie oben erwähnt die Seite 95, die ursprünglich die letzte Seite hätte sein sollen. Hier wurden die Bilder 2 bis 4 durch drei neue Bildteile ersetzt und anschliessend eine kpl. neue Seite als Seite 97 nachgetragen.

Nachstehend die abgeänderten Seiten

Seite 77 mit dem ursprünglich
vorgesehenem 5. Bild

Seite 77 mit dem abgeändertem
5. Bild

Die ursprünglich vorgesehene
letzte Seite, in der Globi aus
einem Traum erwacht

Die abgeänderten Bilder
2 bis 4. Danach entstand noch
eine zusätzliche Seite als
letzte Seite


Für das Titelbild von "Globi will ins Schlaraffenland" sind noch 5 Original-Skizzen erhalten geblieben. Diese wurden freundlicherweise von Beat Frischknecht zur Verfügung gestellt. Keine dieser Versionen wurde schliesslich für das effektive Titelbild ausgewählt.












Werbeinserat von 1949 für den
Verkauf von "Globi im Schlaraffenland"
ab dem 19. März 1949



    
Back...................................................................Artwork © by Globi Verlag (Bilder mit freundlicher Genehmigung von R. Förster, Globi Verlag)