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INDEX SCHWEIZER FILMSCHAFFENDE | DER SCHWEIZER FILM |
Wilder
Urlaub
|
Inhalt:
Mitrailleur Hermelinger erkundigt sich zu später Stunde in einem
Lampengeschäft nach einem ausgeschriebenen Zimmer. Der Lampenverkäufer
mustert den Soldaten misstrauisch, weist ihn aber danach zur Familie
Rutishaus. Schnell kommt er überein, das ausgeschriebene Zimmer für
40.- Franken zu mieten.
Frau
Rutishusser, die ihn empfangen hat ist mit ihrer kranken Enkelin Lorli
beschäftigt und während sie mit dem Arzt am Telefon spricht, kümmert
sich Mitrailleur Hermelinger um das Kind. Dabei nutzt er die
Gelegenheit, im Schrank der Wohnung der Familie Rutishusser
nach Zivilkleidern zu suchen und wird dabei von Herr Rutishusser
überrascht. Er gibt sein Unterfangen auf und begibt sich stattdessen in
ein anderes untervermietetes Zimmer, in welchem der ETH-Student Herr
Hablützel wohnt. Auch dort sucht er nach ziviler Kleidung und wird
fündig.
Robert Trösch steht unter der Laterne wie einst Lili Marleen |
Robert Trösch |
Robert Trösch |
Max Werner Lenz |
Max Werner Lenz |
Robert Trösch, Max Werner Lenz |
Deshalb ist er von
der Truppe desertiert und hat nun die Absicht,
sich nach Genf abzusetzen. In Rückblenden erzählt der Film die
Geschichte von Hermelinger und Wachtmeister Epper, die sich schon als
Schüler gekannt hatten, deren Lebensweg sich aber deutlich unterschied.
Hermelinger stammte aus ärmlichen Verhältnissen, war aber mit
Intelligenz und Fleiss ausgestattet, so dass er für den aus gutem Hause
kommenden Epper bei der Aufnahmeprüfung für die höhere Schule die
Resultate einflüsterte. Hermelinger selbst kann trotz seines Wissens
die höhere Schule nicht besuchen, da sich seine Eltern eine solche
Schulausbildung nicht leisten können.
Robert Trösch, Elfriede Volker |
Robert Trösch |
Robert Trösch |
Auch
später sind die Wege der beiden unterschiedlich verlaufen. Epper konnte
für einen Auslandaufenthalt bei einer Firma in London arbeiten,
Hermelinger jedoch konnte seine geplante Reise zu einem Freund in
Marseille nicht antreten, da der Kriegsausbruch seine Pläne zunichte
macht.
Robert Trösch |
Robert Trösch |
Robert Trösch, Paul Hubschmid |
Dass Hermelinger und Epper sich schon lange nicht mehr in der gleichen Welt bewegen, zeigt jene Szene, in der Hermelinger hinter einem Zaun Epper beobachtet, wie er mit einer wohlhabenden Tochter Tennis spielt. Der Zaun selbst steht als Symbol für die Trennung zwischen arm und reich.
Im
Militär treffen die beiden wieder zusammen, doch ihre einstige
Freundschaft hatte keinen Bestand mehr. Epper war als Wachtmeister der
Vorgesetzte von Hermelinger und möchte die Rangordnung auch damit
untermauern, dass er keinen näheren Kontakt zu ihm haben will.
Robert Trösch, Paul Hubschmid |
Paul Hubschmid |
Robert Trösch, Paul Hubschmid |
Während
eines Einsatzes muss der Trupp Erdarbeiten beim Bau eines Bunkers
ausführen. Da es den ganzen Tag geregnet hatte, der Boden schlammig und
die Temperaturen tief waren, kippte die Stimmung der im knietiefen
Wasser stehenden Soldaten.
Epper indes kümmerte dies nicht
sondern hielt seine Mannschaft an, schneller zu arbeiten, was zu einer
noch gereizteren Stimmung führte.
Robert Trösch |
Robert Trösch, Paul Hubschmid |
Robert Trösch |
Robert Trösch |
Robert Freitag rechts |
Robert Freitag, Robert Trösch |
Nachdem Hablützel sich die Geschichte angehört hatte, versuchte er Hermelinger davon zu überzeugen, sich zu stellen, um nicht endgültig in seine Situation zu kommen, aus der es kein Zurück mehr gäbe. Doch Hermelinger ist für diesen Gedanken nicht offen und er zückt erneut seinen Revolver. Dabei löst sich ein Schuss, der Hablützel nur knapp verfehlt und in die Wand einschlägt.
Beide sind
erschrocken und die Situation wird erst gelöst, als Herr Rutishusser
eintritt und Hermelinger bitten, dringend den Arzt zu holen, da sich
der Zustand von Lorli verschechtert hat. Während Herr Rutishusser
beim Kind wacht, bringt Hermelinger dreissig Minuten später den Arzt in
die Wohnung der Rutishussers.
Die Diagnose indes ist nicht ermutigend, die bevorstehende Nacht würde
über das Schicksal von Lorli entscheiden.
Robert Trösch |
Unbekannt und Robert Freitag |
Er wird von Albträumen
geplagt und im Traum erlebt er nochmals des Todschlag von Epper und er
schreckt völlig verstört aus dem Schlaf. Emma wird dabei von seinem
Zustand derart in Angst versetzt, dass sie zu schreien beginnt. Leute
kommen und Hermelinger ergreift die Flucht durch das Fenster.
Robert Trösch |
Robert Trösch Mitte |
Robert Freitag, Robert Trösch |
Trotz eingesetzter
Scheinwerfer kann er seinen Verfolgern entkommen und er kehrt im Hause
der Familie Rutishusser
wieder ein. Lorli hat sich inzwischen etwas erholt und der kritischste
Punkt ist überwunden.
Hermelinger
begibt sich in seine gemietete Wohnung und spricht nochmals mit
Hablützel. Dieser erzählt ihm nun auch von seinen Verfehlungen und dass
er gerade dabei ist, einen Brief an seine Eltern zu schreiben um ihnen
zu gestehen, dass er das Studium schon seit längerem vernachlässigt
habe. Doch nun wolle er mit diesem Scheinleben Schluss machen und auch
seinem Einheitskommandanten reinen Tee einschenken, da er für dieses
Studium für sechs Monate Diensturlaub erhalten hatte.
Bevor er sich daran macht, seine Absicht in die Tat umzusetzen,
überlässt er Hermelinger sein Zimmer, Zigaretten und etwas Geld.
Adolf Manz, Elfriede Volker |
Adolf Manz |
Bethli Rutishauser |
Am
nächsten Morgen besteigt Hermelinger den Zug nach Genf, doch sein Weg
führt ihn an jenem Ort vorbei, wo seine Truppe gerade stationiert ist.
Kurzerhand steigt er aus und kommt noch vor der Tagwacht im Schlafsaal
der Soldaten an, wo er sich kurz hinlegte.
Gross ist seine
Überraschung, als kurze Zeit später Wachtmeister Epper den Schlafsaal
betritt und die Soldaten weckt. Der vermeintliche Todschlag war nur ein
Niederschlag, von dem sich Epper später wieder erholte.
Adolf Manz, Johannes Steiner |
Elfriede Volker, Johannes Steiner, Adolf Manz |
Elfriede Volker |
Seine Kameraden
können nicht verstehen, warum Hermelinger
zurückgekommen sei, da mit Sicherheit das Divisionsgericht auf ihr
wartete. Doch Hermelinger meinte nur, dass dies im Vergleich zur
durchgemachten Nacht keine grosse Sache mehr sei.
Hermelinger
begibt sich ins Kompaniebüro, wo er alles gestehen will. Mit der
Gewissheit, dass er kein Mörder geworden ist, fällt ihm dieser Schritt
nun leicht.
Doch bevor er das Hauptgebäude betreten kann, rennt ihm
Epper nach, um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. Epper hatte nach dem
Zwischenfall eingesehen, dass auch er Fehler gemacht hat und er
bestärkt Hermelinger darin, alles genau so zu erzählen, wie es sich
abgespielt hatte.
Der Film schliesst mit der Szene, in der Hermelinger an die Tür des
Kommandanten klopft und dieser "Herein" ruft.
Robert Trösch |
Sylva Denzler, Robert Trösch hinten Mitte |
Robert Trösch, Sylva Denzler |
Ankündigungstext
der Praesens von 1943:
Die Praesens Film, die
es sich zur Aufgabe gestellt hat,
Gegenwartsfilme zu schaffen, hat soeben ihre neuste Schöpfung
herausgebracht. Als sie seinerzeit den Film "Landammann Stauffacher"
drehte, der eine sichtbare Parallele zwischen dem Geist der Einigkeit
in der alten Eidgenossenschaft und der notwendigen Einigkeit in der
Gegenwart aufzeigte, konnte sie die Anerkennung aller am filmischen
Schaffen interessierten Kreise des Landes entgegennehmen.
Das gab ihr die
Zuversicht, auf dem einmal beschrittenen Wege
fortzufahren und zeitgebundene Stoffe zu verfilmen, geradlinige,
schweizerische Themen, die Gegenwartswert besitzen.
Robert Trösch, Sylva Denzler |
Sylva Denzler, Robert Trösch |
Robert Trösch, Sylva Denzler |
Auf der Suche nach einem solchen
Stoff traf die Praesens auf Kurt
Guggenheims mit dem Schillerpreis ausgezeichneten Roman "Wilder Urlaub".
Der Film behandelt die
Frage de langen und immer wiederkehrenden
Dienstzeit im Kampfe um die Erhaltung der bürgerlichen Existenz, er
behandelt aber auch Dinge, von denen man laut und leise redet – weshalb
also sollten sie nicht auch im Filme, der so grosse Massen erreicht,
erörtert werden?
Der Film hat alles, was
den Mitrailleur Hermelinger in einer einzigen
Nacht tief beeindruckt und seelisch verwandelt, in erlebnisreiche
Bilder gefügt. Gerade bei Problemfilmen mit Grundthemen wie im "Wilder
Urlaub" bedarf es einer sehr grossen Anpassungsgabe, bis das Werk des
Autors im filmischen Libretto die richtige Form gefunden hat. Schon der
Darstellungsstil des Romans ist, was seine Leser wissen, sehr
realistisch, lebensnah und es ist nicht so einfach, diese Art Literatur
ins Bildliche zu übertragen, ohne harte Konturen zu erhalten.
Bethli Rutishauser |
Robert Trösch, Paul Hubschmid |
Paul Hubschmid |
Regisseur Franz Schnyder, dem
wir die gut aufgenommenen Werke wie
"Gilberte de Courgenay" (41) und "Das Gespensterhaus" (42) verdanken,
hat die
Absichten des Autors mit subtiler Nachfühlung verwirklicht.
Das ist nun ein echter
Gegenwarts- und Heimatfilm geworden, das
aussprechend, was vielleicht alle von uns beschäftigt.
Robert Trösch |
Robert Trösch |
Robert Freitag |
Fazit:
Der Film selbst
besticht durch eindrucksvolle Bilder mit dem Spiel von Licht und
Schatten. Finanziell konnte er die Erwartungen jedoch nicht erfüllen
und das Publikum blieb trotz positiver Bewertungen der Filmkritiker dem
Film mehrheitlich fern.
Für Franz Schnyder hatte dies trotz seiner früheren Erfolge wie "Das
Gespensterhaus" und vor allem "Gilberte de Courgenay" weitreichende
Folgen. Er drehte 10 Jahre lang keinen eigenen Film mehr, erst 1954
kehrte triumphvoll ins Schweizer Kino zurück mit dem Film "Ueli der
Knecht" (54).
Der Schriftsteller Kurt Guggenheim, der auch mit Richard Schweizer
zusammen am Drehbuch beteiligt war, schrieb den Roman aufgrund seiner
Erfahrungen als Mitrailleur und er beendete den Roman innerhalb von nur
zwei Monaten. 1941 folgte die Publikation.
Für die Umsetzung beim Film strich Guggenheim allzu kritische Passagen
gegenüber dem Militär heraus, um einem allfälligen Verbot des Filmes
vorzubeugen. Die Praesens Film holte danach das Einverständnis des
Militärs im Vorfeld ein, da ja in Europa ein heftiger Krieg tobte und
der Film einen Deserteur in den Mittelpunkt stellte. Man erhielt das
Einverständnis, dies verhinderte aber nicht, dass später
andere
militärische Stellen Einwände erhoben. Doch die Praesens Film
liess sich nach der ersten Zusage und dem bereits investiertem Geld
nicht
davon abhalten konnten, den Film zu realisieren.
Wenn
man die Zeit bedenkt, in der der Film entstand, ist es wirklich
erstaunlich, dass ein solcher Stoff mitten im 2. Weltkrieg umgesetzt
werden konnte. Die Dreharbeiten fanden vom 24. Mai bis 22. Juli 1943
statt, die Uraufführung erfolgte am 2. Oktober 1943 in Zürich.
Filmkarten "Wilder Urlaub" |
Paul Hubschmid |
Bethli Rutishauser |
Unbekannt |
Max Werner Lenz |
Adolf Manz |
Johannes Steiner |
Elfriede Volker |
Elfriede Volker |
Sylva Denzler |
Darsteller: Robert
Trösch als Mitrailleur Hermelinger |
Mitarbeiterliste: Regie:
|
. Franz
Schnyder
|
Original Notenmanuskript der Filmmusik von Robert Blum |
Die Macher im Hintergrund: |
Richard Schweizer - Drehbuchautor |
Lazar Wechsler - Produzent |
Robert Blum - Filmkomponist |
Emil Berna - Kamera |
Franz Schnyder - Regisseur |
Hermann Haller - Cutter |
Drehbuch vom 19. Mai 1943 |
Nachfolgend eine Auswahl
von Fotos, die hinter die Kulissen der Dreharbeiten blicken lassen.
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Robert Trösch und Sylva Denzler im Scheinwerferlicht |
Auch für Robert Trösch und Paul Hubschmid strahlen die Scheinwerfer |
Robert Trösch und Sylva Denzler im Gespräch mit Franz Schnyder |
Emil Berna und Franz Schnyder warten auf die nächste Aufnahme |
Emil Berna und Franz Schnyder warten noch immer auf die nächste Aufnahme |
Elfriede Volker und Johannes Steiner werden von Franz Schnyder und der Kamera beobachtet |
Die Strassenszene wird besprochen zwischen Franz Schnyder und Robert Trösch |
Die Strassenszene wird besprochen zwischen Franz Schnyder und Robert Trösch |
Ein herzlicher Dank geht an Herrn Gassmann der Praesens Film und an das Stadtarchiv Zürich für die
Zurverfügungstellung des Archivs.
Copyright: Praesens Film AG