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Biographie von Moritz Kennel (1911-1984)

Der Illustrator Moritz Kennel war ab den 40er bis 70er Jahre ein vielbeschäftigter Künstler. Viele seiner Illustrationen entstanden für Publikationen wie "Ringgi + Zofi" und für viele Märchenbücher der Gebrüder Grimm. Diese sind auch heute noch vielen Lesern in guter Erinnerung. Zu Ringgi + Zofi hatte er ein zwiespältiges Verhältnis, da ihn die Figuren, die er übernehmen musste, nicht zusagten. Sie bereiteten ihm gar einige schlaflose Nächte.

Geboren wurde Moritz Kennel am 02.01.1911 als Sohn eines Alp- und Gastwirtes in Sisikon. Moritz war der jüngste Spross und er hatte noch eine Schwester und einen Bruder. Sein Vater war auch als Schwyzerörgeler aktiv und spielte zusammen mit Kasimir Geisser sen. und jun. Die Familie zog später nach Steinen, Seewen-Schwyz und Rigi-Klösterli um.
Im Sommer besuchte Moritz Kennel mit seinem Bruder die Schule bei den Klosterfrauen im Rigi-Klösterli, im Winter in Steinen.

Moritz Kennel verbrachte viel Zeit auf einer Alphütte am Rigi, wo er nicht nur Kühe und Ziegen melkte, sondern auch fleissig zeichnete. Sein Vater verdiente seinen Lebensunterhalt im Sommer als Land- und Gastwirt in der Heinrichshütte, eine Alpwirtschaft, die für die Sommer-Belegung ausgelegt war für die Sömmerung des Viehs. Aber eigentlich war er Wagner von Beruf und bekannt für seine qualitativ hochstehenden Leitern, die er baute.
Früh erlernte er das Spiel mit Klarinette und Saxophon und es folgten erste gemeinsame Auftritte mit seinem Vater in dessen Gaststube.
Im Alter von 13 Jahren wurde bei Moritz Kennel spinale Kinderlähmung diagnostiziert, deren Spätfolgen seinen weiteren Werdegang beeinflusste.

Nach dem Ausbruch der Kinderlähmung musste er an der Beweglichkeit seiner Finger, Hände und Beine lange arbeiten, doch es gelang ihm schliesslich, seine musikalische Leidenschaft weiterzuführen. Sein Vater unterstützte ihn auf dem Weg zum Musiker und kaufte ihm eine Klarinette. Der Musiker Martin Ulrich brachte ihm das Notenlesen bei. So blieb er dieser Kunstrichtung treu und Moritz Kennel gründete 1928 zusammen mit seinem Bruder Hans Kennel - dem er das Spiel mit der Handorgel beibrachte - die "Ländlerkapelle Moritz Kennel, Schwyz". Zu den weiteren Mitgliedern gehörten Josef Frischherz (Akkordeon), Toni Schuler (Klavier) und ab 1933 Fridolin Heinrich (Handorgel) und Karl Gwerder (Bassgeige).

Dabei betätigte sich Moritz Kennel nicht nur als Musiker sondern steuerte auch Eigenkompositionen bei wie den "Wanderbechermarsch", "In der Heinrichshütte" und "Am Rigi-Trachtenfest" und besass sogar einen eigenen Notenverlag.
Mit dem Klarinettisten Hermann Lott gründete er die "Stimmungskapelle Lott und Kennel, Ibach-Schwzy", welche zwischen 1934 und 1936 auch zahlreiche Schallplatten in Lörrach, Paris und Mailand aufnahmen - u.a. für die Labels "Kristall" und "Ideal".

Eine Beschreibung der musikalischen Laufbahn von Moritz Kennel findet sich im Buch "Lexikon der Schweizer Volksmusikanten" von Ernst Roth.

Beruflich besuchte er zunächst zwei Jahre lang ein Lehrerseminar, ehe er ein dreiähriges Volontariat bei einem Zürcher Grafikatelier erfolgreich bestand.
Trotzdem schlug er zunächst seine musikalische Laufbahn ein, doch die Spätfolgen der Kinderlähmung zeigten sich schliesslich in zunehmender Bewegungseinschränkungen und Moritz Kennel war auf Krücken angewiesen. 1940 zog er sich aus der Musikszene zurück.
Dank seiner gesammelten Erfahrungen beim Grafikatelier wandte er sich wieder dem Zeichnen zu. Er erlernte das Handwerk eines Graphikers und konnte fortan von zu Hause aus arbeiten.



Um Aufträge zu erhalten, zog die Familie 1942 in die Stadt Zürich, um als selbständiger Grafiker Fuss fassen zu können. Seine Frau Leonie A. Kennel, die er während seiner Zeit als Musiker kennenlernte, unterstützte ihn tatkräftig. Sie kümmerte sich nicht nur um Haushalt, Garten und Kinder - Sohn Maurice wurde am 13.09.1939 geboren, es folgten Sohn Raymund (geb. 25.02.1944), Sohn Beat (geb. 14.06.1945) und die Zwillinge Ambrosius und Wolfgang (geb. 20.03.1949) - sondern sorgte auch dafür, dass die Aufträge für ihren Mann nicht weniger wurden. So besuchte sie Werbeagenturen und Firmen, um die Arbeiten ihres Mannes vorzustellen - mit Erfolg.

Dennoch waren die ersten Jahre nicht einfach und als die Zwillinge 1949 geboren wurde, war die 3-Zimmer-Wohnung zu klein, ein Umzug nicht möglich. Schweren Herzens mussten die Zwillinge in ein Heim gegeben werden. Frau Kennel suchte nach einer Lösung und hatte schliesslich das grosse Glück, auf einen Bauern zu stossen, der der Familie ein Stück Land verkaufte. Darauf erbaute die Familie Kennel ein Haus, welches von keinem Geringerem als dem später berühmten Architekten Jacques Schader entworfen wurde.Es war dies Schaders erstes erbautes Einfamilienhaus. Moritz Kennel konnte dieses 1953 beziehen und mit dem Einzug kamen auch die Zwillinge wieder zurück.



In den 40er Jahren zeichnete Moritz Kennel für den Papyria-Verlag und dort entstanden mehrere Bücher zu den Märchen der Gebrüder Grimm, die Bücher "Onkel Max erzählt" (45), "Knack und Pfiff" (46), "Das Entlein Pipso" (46) und "Florian und der kleine Brumm" (48) sowie mehrere Quartett-Spiele.
Auch für Nestlé entstanden zahlreiche kleinformatige Bilder für deren Sammelbücher, die u.a. unter dem Titel "N.P.C.K. erzählt" herauskamen. Zudem entwarf Moritz Kennel für N.P.C.K. zahlreiche Manschetten für Schokoladentafeln.

Ebenfalls ab den 40er Jahren erschuf Moritz Kennel mehrere Illustrationen für den Orell-Füssli Verlag wie "Lotti liebt das Leben" (45), "Rondin-Picotin" (50), "Die Alpenrösler und ihre Abenteuer" (54), "Im Inselhaus" (60), "Spatzentheater" (65) und "Tripp-trapp Resli" (71).

Als Nach dem 2. Weltkrieg Disney-Scouts in Europa nach neuen Zeichnern suchten, bewarb sich auch Moritz Kennel. Seine Arbeiten stiessen auf grosse Begeisterung und man legte ihm einen Vertrag vor. Die Familie stellte sich bereits auf einen Umzug in die USA ein, als sich Moritz Kennel im letzten Moment gegen eine Anstellung bei Disney entschied. Ihm wurde bewusst, dass er dort seine künstlerische Freiheit verlieren würde und ein anonymer Zeichner unter vielen in der "Fliessbandfabrik" sein würde.

Ein ganz neues zeichnerisches Themengebiet erschloss sich mit den Umschlag-Illustrationen der Indianer-Bücher des Autors Ernie Hearting, welcher ab 1949 jedes Jahr ein neues Buch herausbrachte.
Dazu gehören "Sitting Bull" (50), "Geronimo" (52), "Crazy Horse" (56) und "Einsamer Wolf" (59).

In den 60er Jahren erhielt er einen Grossauftrag des Advent-Verlag, um eine drei Bücher umfassende Serie zu "Die Bibel" zu illustrieren. Die Bücher hatten zum Ziel, die Bibel Kindern näherzubringen.
Moritz Kennel steuerte pro Buch über 80 Zeichnungen bei und wurde dafür mit CHF 15'000.- pro Buch entschädigt.
Diese Bücher weisen einen ganz eigenen Zeichenstil auf und sind liebevoll coloriert und gestaltet.

Im gleichen Jahrzehnt erhielt Moritz Kennel auch internationale Aufträge für "Golden Books", welche von Simon & Schuster in New York verlegt wurden. Eingefädelt wurde das Engagement von seinem Sohn Maurice, als dieser ab 1958 in New York studierte. Er stellte die Arbeit seines Vaters bei "Simon & Schuster" vor und diese beauftragten Moritz Kennel mit der Gestaltung von "Old MacDonald had a Farm" (60), welches gleiczeitig auch sein erfolgreichstes Buch wurde. Das Buch wurde in den USA über 2 Millionen mal verkauft. Bereits 1977 erschien von diesem Buch die 11. Auflage. Zwei weitere Bücher waren "Gross und klein /Big and Little" (62) von Dorothy Hall-Smith und "Kleine Tierwelt" (63) von Elisabeth Macpherson. Die Bilder dieser Bücher werden nicht auf dieser Homepage publiziert, da die Copyright-Frage mit den Rechteinhabern in den USA leider zu kompliziert ist.

Ab 1967 folgte eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Blindenhörbücher-Verein Zürich. Von 1967 bis 1977 erschien jedes Jahr ein neues Märchenbuch der Gebr. Grimm, die Moritz Kennel illustrierte.

Bei der Gestaltung von Werbeplakaten liess sich Moritz Kennel durch seine Behinderung nicht abhalten. Da diese zu jener Zeit noch im Massstab 1:1 gezeichnet wurden, musste er auf dem Boden liegend und kriechend die Motive auf das Papier bringen. Ein Anblick, der für seine Kinder normal war.

1973 erlitt Moritz Kennel einen Schlaganfall und seine rechte Seite war daraufhin gelähmt. Doch er liess sich von diesem Schicksalsschlag nicht beirren und setzte seine Tätigkeit als Illustrator für kurze Zeit mit seiner linken Hand fort. Eine Umstellung, die er mit Bravour meisterte. Er zeichnete in dieser Zeit Schweizer Bauernhäuser und Landschaften, die er bei Ausstellungen verkaufte und auf grosses Interesse stiess.
Auch fuhr er bei zahlreichen Landgasthöfen vorbei, die er im Auto sitzend skizzierte. Zu Hause setzte er die Skizzen in farbige Gemälde um. Später fuhr er mit seiner Familie zu diesen Landgasthöfen, wo er mit ihnen dinierte. Wenn der Wirt nach dem Essen an den Tisch kam, zog er die Zeichnung hervor und bot diese zum Verkauf an. Die meisten Wirte erstanden begeistert diese Arbeiten.

Doch schliesslich waren die Einschränkungen zu gross. Wenige Arbeiten liess er dann von seinem Sohn Maurice im Stil von Moritz Kennel zeichnen wie ab 1975 die letzten drei Bände für den Blindenhörbuchverein - Tischlein deck dich (75), Die Gänsemagd (76) und Schneeweisschen und Rosenrot (77).
Diese Bücher wurden jeweils unter dem Namen Maurice Kenelski publiziert.

Moritz Kennel arbeitete gerne für Publikationen, die an Kindern gerichtet waren, da deren Grenzen der Wirklichkeit noch nicht ausgeprägt ist und dadurch seiner künstlerischen Fantasie keine Fesseln anlegte. Für Moritz Kennel galt:
"Kinder brauchen das Phantastische wie Milch und Brot".


Für viele seiner Bilder hat er eine spezielle Technik für die Hintergründe angewendet. Auf grobkörnigem Aquarellpapier brachte er eine Farbschicht auf, benutzte Zeitungspapier als Löschblatt, trug weitere Farben auf und versetzte diese erneut mit dem Zeitungspapier. So entstanden die einprägsamen Farbstrukturen seiner Werke.

Beim Signieren seiner Bilder legte er grossen Wert auf einen sauberen Strich. Er benutzte dafür jeweils einen ganz speziellen Stift. Wenn die Kinder um ihn herum spielten, dann galt es in diesem Moment, den Vater keinesfalls abzulenken. Gegenüber seinem Sohn Maurice verriet er einmal, dass der geschwungene Strich auf seinem T ein Symbol für eine Krücken sei - für seine Krücken

Am 01.04.1984 verstarb Moritz Kennel in Zürich.

Sein Sohn Maurice Kennel wurde ebenfalls Grafiker (u.a. American Dreams) und sein Sohn Beat Kennel setzte gar beide Leidenschaften von Moritz Kennel fort als Illustrator und Musiker, u.a. Jazzbazillus. Raymund Kennel wurde Unternehmensberater, Ambrosius Kennel lebt heute in Ibiza und Wolfgang Kennel in Phnom Penh in Kambodscha.

Auch im erweiterten Familienkreis hat sich die künstlerische Ader bemerkbar gemacht, so wurde der Cousin Hans Kennel (geb. 20.04.1939) ein bekannter Jazzmusiker, der auch einige Filmkompositionen für Dokumentarfilme beisteuerte.



Hinweis:
Alle abgebildeten Zeichnungen auf dieser und den nachfolgenden Seiten des Künstlers Moritz Kennel mit freundlicher Genehmigung der Erben von Moritz Kennel.
Die Abbildungen der Werke von Moritz Kennel dienen ausschliesslich der Illustration der Arbeiten des
Künstlers. Die Verwendung von Dritten ist ohne Erlaubnis der Rechteinhaber nicht zulässig.

Die auf der Homepage abgebildeten Fotos stammen aus dem Nachlass von Moritz Kennel.