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INDEX SCHWEIZER FILMSCHAFFENDE | DER SCHWEIZER FILM |
Die
letzte Chance . . |
Inhalt:
Der Film spielt im Herbst 1943. Die Alliierten sind in Italien gelandet
und diejenigen, die in Gefangenschaft geraten sind, werden nach
Deutschland oder Österreich gebracht. Der Film setzt ein bei einem
solchen Gefangenenverlad und zeigt einen mit Menschen vollgepferchten
Güterzug. Doch dann erfolgt ein Bombenangriff und der Zug muss stehen
bleiben. Viele Gefangene flüchten aus den beschädigten Waggons und
werden von um sich schiessenden deutschen Soldaten verfolgt. Aus einem
brennenden Wagen springen auch ein Engländer (Leutnant John Halliday)
und ein
Amerikaner (Sergeant Jim Braddock) heraus und entkommen.
John Hoy |
John Hoy und Ray Reagan |
John Hoy |
Sie suchen Zuflucht in einer Scheune
und werden dort vom Besitzer entdeckt. Dieser fürchtet um seine eigene
Sicherheit und will die beiden Soldaten wegschicken. Doch schliesslich
erklärt er sich bereit, ihnen zuerst etwas Essen zu besorgen, danach
müssen sie aber weiterziehen. Er informiert einen Fuhrmann, der die
beiden Flüchtigen in seinem Pferdewagen mitnimmt. Der Weg führt sie in
eine abgelegene Gegend, wo sie ihre Flucht unbeobachtet zu Fuss
fortsetzen können. Auf ihrem Weg treffen sie auf die junge Italienerin
Tonina, die gerade an einem See die Wäsche wäscht. Sie zeigt den beiden
ein Boot, mit dem sie ihre Flucht Richtung Schweiz fortsetzen können,
doch in der Nacht, als die Soldaten sich auf die Fahrt begeben haben,
werden sie von der Italienerin vom Ufer zurückgerufen, da die Kunde
umgeht, dass es einen Waffenstillstand gegeben hat. Gemeinsam gehen die
drei in ihr Städtchen, um den Frieden zu feiern. Doch der
Waffenstillstand entpuppt sich als Falschmeldung. Im Gegenteil: gerade
als die drei im Städtchen ankommen, beobachten sie den Einmarsch von
deutschen Soldaten. Sie suchen Zuflucht im Hause ihres Onkels, der sie
mit ziviler Kleidung ausstattet. Sie schlagen sich zu einer Zugstation
durch und verstecken sich in einem Güterwagen. Dabei werden sie Zeugen
einer Deportation von Juden, können aber selber nicht eingreifen.
John Hoy und Luisa Rossi |
John Hoy und Ray Reagan |
Ray Reagan |
Als sie den Zug verlassen haben,
setzen sie ihre Flucht erneut zu Fuss fort, dieses Mal aber über die
Berge. Dabei werden sie von Einheimischen Partisanen entdeckt, doch als
diese erfahren, dass sie zu den Alliierten gehören, lassen sie sie
weiterziehen. Schliesslich gelangen sie in ein Bergdorf, wo sie beim
hiesigen Pfarrer unterschlupf finden. Er bringt sie in den örtlichen
Gasthof, wo sich gerade eine andere Gruppe von Flüchtlingen eingefunden
hat, die ihren Weg über die Berge wegen Schneefalls abbrechen mussten
und daher wieder in das Bergdorf zurückgekehrt sind. Dort spricht der
Engländer mit dem Fluchthelfer Giuseppe, um die aktuelle Situation zu
klären. Doch vorerst ist ein Gang über die Berge aufgrund des Wetters
nicht möglich, und die beiden Flüchtigen Soldaten übernachten in der
Kirche des Pfarrers. Dort treffen sie auf einen weiteren Flüchtigen,
Major Telford.
Giuseppe Galeati |
Filmszene |
Romano Calo |
In der Nacht vernimmt man im Bergdorf
Schüsse, die nicht weit weg von Ihnen fallen. Deutsche Truppen und die
Partisanen liefern sich ein Gefecht. Informiert wurden die deutschen
Soldaten von einem Einwohner des Dorfes namens Muzio, der unter der
Herrschaft von Mussolini eine Machtposition innehatte, seit Mussolinis
Gefangennahme aber von den Bewohnern mit Vorbehalt behandelt wurde. Der
Pfarrer weckt alle Flüchtlinge auf und veranlasst, dass diese sofort
die Flucht antreten, um sich vor dem Zugriff der Deutschen zu schützen.
Auch die Einwohner des Bergdorfes packen in Eile ihre Habseligkeiten
zusammen und verstecken sich in den Bergen. Nur die Kinder und alten
Leute bleiben mit dem Pfarrer zurück, da diesen wohl am wenigsten
Gefahr droht.
Romano Calo |
Romano Calo, John Hoy und Ray Reagan |
Ewart G. Morrison und John Hoy |
Da der Fluchthelfer Giuseppe in dieser turbulenten Nacht nicht vor Ort ist sondern in einem Nachbarsdorf lebt, bittet der Pfarrer die drei flüchtigen Soldaten, sich der Flüchtlingsgruppe, die aus Serben, Holländer und Juden besteht, anzunehmen und diese in jenes Dorf zu Giuseppe zu begleiten.
Während
sich die Alten und der Pfarrer in der Kirche zum Gebet einfinden,
marschieren indes die deutschen Soldaten ein und durchsuchen alle
Häuser nach Waffen und Flüchtlingen ab. Muzio informiert den Pfarrer,
dass die deutschen Soldaten auf ihn draussen warten.
Ewart G. Morrison, Ray Reagean und John Hoy |
Romano Calo |
Ewart G. Morrison, John Hoy |
Währenddessen treffen die drei
Soldaten mit den anderen Flüchtlingen im Nachbarsort ein, doch dieses
wurde bereits vorher von den Deutschen zerstört und Giuseppe wurde
getötet und dies lediglich aus dem Grund, dass eine einzige Waffe im
ganzen Dorf gefunden wurde.
Die drei Soldaten sehen sich einer
völlig neuen Situation ausgesetzt und als auch noch weitere Flüchtlinge
aus dem zerstörten Dorf sich hinzugesellen, bleibt ihnen keine Wahl, als die Leute auch über die Berge in die Schweiz zu führen.
Ursprünglich planten sie, nach der Übergabe an Giuseppe wieder
zurückzukehren und sich dem Widerstand gegen die Deutschen
anzuschliessen.
Tino Erler |
Tino Erler |
Romano Calo |
Der Weg führt durch ein
Schneegestöber und bringt die Flüchtlinge an die Grenze ihrer Kraft.
Schliesslich finden sie Schutz in einer Berghütte, wo man sich erstmal
von den
Anstrengungen erholt und aufwärmt. In dieser Atmosphäre kommen sich die
Leute näher und erkennen, dass man auch zusammen auskommen kann, wenn
man von unterschiedlicher Herkunft ist und andere sprachen spricht.
Dies wird im Film eindrücklich mit einem Lied symbolisiert. Als
Sergeant Jim Braddock ein Lied anstimmt mit "We are crazy, we are
crazy", erkennen die anderen die Melodie und singen in ihrer eigenen
Sprache ebenfalls mit - "Bruder Jakob, Bruder Jakob", "Frère Jacques,
Frère Jacques" und "Vader Jacob, Vader Jacob".
Therese Giehse, Germaine Tournier, Robert Schwarz und Jean Martin |
John Hoy, Ewart G. Morrison und Ray Reagen |
F. Sakhnowsky, Therese Giehse |
Als sich das Wetter wieder bessert,
wollen sich die Flüchtlinge gerade auf den Weg machen, die restliche
Strecke hinter sich zu lassen, als man von unten her kommend deutsche
Soldaten entdeckt. Doch sie haben Glück. Diese sind nicht auf der Suche
nach ihnen sondern begeben sich zu ihren Posten an der Grenze. So
passieren sie die Hütte ohne diese zu betreten.
Die Flüchtlinge bleiben wegen dieses Vorfalls nochmals einen Tag in der Hütte und brechen erst am Abend auf.
Flucht über die Berge |
F. Sakhnowsky |
Therese Giehse |
Als zwischen ihnen und
der Schweizer Grenze eine deutsche Skipatrouille auftaucht,
entschliesst sich Bernard Wittels, sie Patrouille von den anderen
Flüchtlingen abzulenken und rennt über das offene Schneefeld. Die
deutschen Soldaten erspähen ihn und nehmen die Verfolgung auf. Dies
nutzen die anderen Flüchtlinge, um über das offene Schneefeld Richtung
Grenze zu rennen. Bernard Wittels bezahlt seinen Einsatz mit dem Leben
und wird erschossen. Seine Mutter sieht, wie ihr Sohn den Schneehang
hinabstürzt und ruft verzweifelt nach ihrem Sohn. Dadurch werden die
Soldaten auch auf die restlichen Flüchtlinge aufmerksam und nehmen
erneut die Verfolgung auf. Doch der Vorsprung ist bereits zu gross und
knapp entgehen die Meisten den Kugeln der Gewehre. Doch Onkel Hillel,
der mit seiner Nichte Hannele unterwegs ist, kommt ums Leben und
Leutnant John Halliday
wird zudem schwer verwundet. Auf der anderen Seite des Berghügels
werden sie erneut
von einer Patrouille aufgespürt, doch dieses Mal ist es die Schweizer
Skipatrouille. Die Flucht in die Schweiz ist geglückt.
Therese Giehse (links), Carlo Romatko (mitte), Ray Reagan und John Hoy (rechts) |
Therese Giehse |
Rudolf Kämpf, Therese Giehse |
Doch die gewünschte Sicherheit ist
noch nicht garantiert. Den Schweizer Offizieren liegen klare Massstäbe
vor, welche Leute sie aufnehmen dürfen und wer wieder zurückgeschickt
werden muss. So erleben die Flüchtlinge bange Stunden, in denen nicht
klar ist, wie sich ihr Schicksal entscheiden wird.
Der
verantwortliche Schweizer Leutnant nimmt nochmals Kontakt in Bern auf,
um sich für die Flüchtlinge stark zu machen und der schwer verwundete
Leutnant Halliday verweigert den Transport in ein Spital, ehe nicht
sichergestellt ist, dass alle hierbleiben dürfen. Und tatsächlich kann
der Schweizer Leutnant die Bürokraten davon überzeugen, alle
Flüchtlinge einreisen zu lassen. Als alle miteinander in einem
Lastwagen in ein Flüchtlingslager gefahren werden, verstirbt Leutnant
Halliday an seinen Verletzungen. Er steht als Symbol für den Einsatz
von wenigen, die vielen anderen das Leben retten kann.
Robert Schwarz, Ray Reagan und Therese Giehse |
Robert Schwarz |
Leopold Biberti |
Leopold Biberti |
Berthe Sakhnowsky und Therese Giehse |
John Hoy |
Ewart G. Morrison, John Hoy |
Ray Reagan, John Hoy, Edoardo Massini |
John Hoy, Luisa Rossi |
Sigfrit Steiner, Therese Giehse, Ray Reagan, John Hoy |
Romano Calo, F. Sakhnowsky |
Therese Giehse, John Hoy |
Unbekannt, John Hoy |
John Hoy, Ray Reagan |
Carlo Romatko |
Edoardo Massini |
Ewart G. Morrison, Ray Reagan, John Hoy, Romano Calo |
Romano Calo, John Hoy, Ray Reagan |
John Hoy |
Therese Giehse, Leopold Biberti |
Romano Calo, Unbekannt |
Der Film "Die letzte Chance" wurde mit einer Vielzahl von Laiendarstellern gedreht, darunter auch die drei Hauptproganisten Ewart G. Morrison (speziell zu erwähnen ist, dass Morrison bei den Dreharbeiten seine eigene Kleidung trug, die er bei seiner echten Flucht bereits getragen hatte), John Hoy und Ray Reagan, welche tatsächlich ehem. Kriegsgefangene waren und aus der Gefangenschaft entkommen konnten und in der Schweiz interniert waren. Ray Reagan schloss sich nach den Dreharbeiten der US Airforce im Pazifik an, Ewart G. Robinson agierte im nächsten Praesens-Film "Die Gezeichneten" und John Hoy heiratete eine Tessinerin.Daneben wurden aber auch einige professionelle Schauspieler verpflichtet wie Therese Giehse, Sigfrit Steiner, Romano Calo und Leopold Biberti . Zudem wurden die unzählig vorkommenden Nationalitäten im Film in deren Original-Sprache belassen, was dem ganzen Film einen halbdokumentarischen Charakter verleiht. Eine Schlüsselszene des Films spielt in einer abgelegenen Hütte in den Bergen, wo die Flüchtigen sich verstecken. Einer von ihnen beginnt zu singen und wählt das Lied "Bruder Jakob". Als die Angehörigen der anderen Nationalitäten die Melodie hören erkennen Sie das Lied sofort und einer nach dem anderen stimmt in seiner eigenen Sprache in den Kanon ein (Frère Jacques - Vader Jakob - Brother John). Es entsteht für einen kurzen Moment das Gefühl der Zusammengehörigkeit - die Barrieren von Sprache und Nationalität verschwinden.
Die
Dreharbeiten begannen
bereits 1944, als der Krieg noch in vollem Gange war und die Schweizer
Politik sich gegen den Strom von Flüchtlingen wehrte. Es brauchte daher
besonderen Mut von Lazar Wechsler, in der Schweiz einen Film zu
produzieren, der nicht auf die Unterstützung des Staates zählen konnte
und fuhr somit ein grosses finanzielles Risiko. Daher war es auch nicht
verwunderlich, dass gewisse Kreise in der Schweiz versuchten, die
Dreharbeiten zu verhindern. Der Generalstab überprüfte den Film, ob
sich darin Landschaftsszenen befinden, die im Ausland Rückschlüsse auf
Verteidigungseinrichtungen zuliessen und somit geheime Informationen
verraten könnten. Dadurch war Lazar Wechslers Praesens gezwungen, für
jeden Drehort eine separate Bewilligung einzuholen. Auch galt Lazar
Wechsler wegen seiner russisch-polnischen Herkunft selber als
verdächtig, für den Kommunismus zu arbeiten. "Erschwerend" hinzu kam,
dass der Regisseur Leopold Lindtberg ein jüdischstämmiger Österreicher
war, obwohl er bereits in der Vergangenheit bewiesen hatte, dass er pro
helvetische Filme gedreht hatte (Füsilier Wipf, Landammann
Stauffacher). Hier zeigte sich, dass man versuchte, die Dreharbeiten zu
verhindern oder zumindest zu verzögern. Teilweise wurden Dreharbeiten
an touristisch bekannten Lagen verboten, obwohl von den betroffenen
Gegenden sogar Postkarten im Umlauf waren. Doch Lazar Wechsler war ein
Mann, der Beziehungen hatte und diese zu nutzen wusste. Kein Geringerer
als General Guisan, der sich bereits lobend zu früheren Filmen der
Praesens geäussert hatte, setzte sich für die Dreharbeiten zu "Die
letzte Chance" ein, nachdem er von Wechsler kontaktiert wurde - mit
Erfolg.
Dennoch
musste die Praesens den Film nach Fertigstellung zuerst drei
Bundesräten und weiteren Politikern zur Ansicht präsentieren. Es
folgten teils lächerliche Einwendungen. Unter anderem kritisierte
einer, dass das Gradabzeichen eines Soldaten falsch aufgenäht war, ein
anderer brüskierte sich darüber, dass es im Film nicht gelang, den
angeschossenen Engländer zu retten trotz der "Schweizer
Heilkunst".
Am 9. Mai 1945 war es dann soweit - der Film feierte in der Schweiz seine Weltpremiere. Das Schicksal wollte es, dass dieses Datum mit dem Tag der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht zusammenfiel.
Der Film gilt als erfolgreichster Schweizer Film im internationalen Filmgeschäft und feierte in zahlreichen Ländern grosse Erfolge. 1946 wurde er an den Filmfestspielen von Cannes mit dem Grossen Preis sowie dem internationalen Friedenspreis ausgezeichnet, das "National Board of Reviews" wählte den Film in die Top Ten des Jahres 1945, 1947 erhielt die Produktion einen Golden Globe. Es gab viele gute Kritiken und auch Persönlichkeiten äusserten sich zu diesem Film.
Drehbuchautor Ben Hecht: "The Last Chance" is one of the finest movies I have ever seen.
Jean Hersholt, President of AMPAS: "The
Last Chance" is a gripping document of human courage. Its magnificent
simplicity and the dignity of its presentation assure this picture a
place among the great films of our time.
Alfred Hitchcock: Talk about suspense. This has it!
Heute ist diese Produktion im Gegensatz zu vielen anderen frühen Schweizer Filmen nur noch wenigen bekannt.
Darsteller: Ewart G. Robinson als Major Telford |
Mitarbeiterliste: Regie:
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. Leopold Lindtberg
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Original Notenmanuskript der Filmmusik von Robert Blum |
Ein herzlicher Dank geht an Frau E. Blum für die Erlaubnis, die Notenblätter abzubilden - Copyright Fam. Blum
Die Macher im Hintergrund: |
Kurt Früh - Regisseur |
Max Röthlisberger - Filmausstatter |
Emil Berna - Kamera |
Hans Moeckel - Filmkomponist |
Alberto Barberis - Regie-Assistent |
Film Festival San Antonio 1972 |
Nachfolgend eine Auswahl
von Fotos, die hinter die Kulissen der Dreharbeiten blicken lassen.
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Kinder beobachten die Dreharbeiten |
Mit dem Schiff werden die Darsteller an die nächsten Aufnahmeplätze gebracht. |
Emil Berna |
Ray Reagen bei einer Rasur |
Ein Kinopublikum in den USA |
Premiere in den USA |
Werbeplakat zu "The Last Chance" in den USA |
Premiere in den USA |
Premiere in der Schweiz |
Premiere in der Schweiz |
Premiere in der Schweiz |
Blick auf die Dreharbeiten auf einem Friedhof |
Blick in die Kulissen |
Die Filmrolle wird in vertrauenswürdige Hände übergeben für die Überführung nach Übersee |
Die Filmrolle wird in vertrauenswürdige Hände übergeben für die Überführung nach Übersee |
Drehbuch zum Film
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Dialogliste zum Film
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Anfrage Drehbewilligung im Dorf Indemini und auf der Alpe di Neggia, 24. Januar 1945 |
Ein herzlicher Dank geht an Herrn Gassmann für die
Zuverfügungstellung des Archivs.
Copyright: Praesens Film AG